Donnerstag, 15. September 2011

Zerlenga - Der Mythos vom Geld - Kapitel 12 - 20, Auszüge


Auf der Seite wurden reichlich besonders aufschlussreiche Zitate aus dem Buch über "Das verlorene Wissen über das Geld" von

Stephen Zarlenga - "Der Mythos vom Geld - die Geschichte der Macht"

engl. "The Lost Science of Money: The Mythology of Money, The Story of Power"

gesammelt, um den Leser einen Blick auf die Gedankenwelt der Geldforscher zu gewähren und sie zur Lektüre des Buches anzuregen, zu erwerben z.B. bei Buch.de.  Kaum ein anderes Buch über das Geld ist so geldwert wie dieses.

Die Struktur des Buches, die Kapitel und Seitennumerierung wurden beibehalten. Das erleichtert dem Leser die volle Aussage des Autor in dem Buch wiederfinden. Ein Zitat kann nur dann richtig versanden werden, wenn der Kontext, die Einführung auch bekannt ist.




Kapitel 1 - 4
Kapitel 5 - 8
Kapitel 9 - 11
Kapitel 12 - 20
Kapitel 21 - 22



Zitaten
aus den Kapitel 12-20




    12 DIE NATIONALÖKONOMEN: PRIESTER DER BANKENTHEORIE   221



12. Kapitel Die Nationalökonomen: die Priester  der Bankentheologie


Was macht jede Doktrin klar und deutlich? Ungefähr zweihundert
Pfund im Jahr. Und was widerlegt die Doktrin, die vorher als wahr
galt? Weitere zweihundert Pfund.

Samuel Butlers Hudibras



Das von den niederländischen, jüdischen und englischen
Geldverleihern sowie dem Haus Oranien in der Bank of England institutionalisierte
Übel des organisierten Wuchers wurde nie in seiner
ganzen Tragweite erkannt


222   Ökonomen als Propagandisten

 

Die primäre Geldquelle, die korrupten Geldsystemen zugrunde liegt,
der Brunnen, aus dem Tag und Nacht Geld geschöpft wird, ist der
Wucher, d. h. der strukturelle Mißbrauch der gesellschaftlichen Geldmechanismen
durch das Vorrecht, neue Kreditgelder auszugeben
und zu kontrollieren und für private Darlehen Zinsen zu berechnen.
...
Dieser durch Wucher erworbene Reichtum wurde
von denen, die davon profitierten, keineswegs zugunsten ihrer Mitmenschen
verwendet, sondern diente ihnen im Gegenteil dazu, der
Gesellschaft systematisch zu schaden, ihr noch mehr Geld zu entziehen
und sie gegenüber ihren parasitären Aktivitäten noch wehrloser zu
machen.

Wucherer bemächtigten sich des Reichtums ganzer Nationen, indem
sie deren Geldsysteme eroberten.


Letztendlich entscheidet das Denken

Kurzfristig kann man Menschen mit roher Gewalt beherrschen, aber
langfristig werden Gesellschaften durch Gedankensysteme regiert.
Wenn also eine neue Geldmacht etabliert werden soll, erfordert dies
eine neue »Theologie«, die dieses neue System rechtfertigt und hei-


    12 DIE NATIONALÖKONOMEN: PRIESTER DER BANKENTHEORIE   223


ligt, deren wesentliche Inhalte aber geheim bleiben; eine »Theologie«,
die dieses Geldsystem zum Ausdruck des Willens Gottes oder zu einem
unbestrittenen Naturgesetz oder zu einer Notwendigkeit für das
Funktionieren der Gesellschaft erklärt.
...

Ökonomen als Propagandisten


Diese Ökonomen brachten falsche
monetäre Vorstellungen, verhüllende Geldtheorien und primitive
Konzepte vor, welche die Machtposition der Banken festigten.
...
Die Wirtschaftswissenschaften— eine negative Weiterentwicklung der Scholastik

Nationalökonomen waren vergleichbar mit mittelalterlichen
Ärzten, die Theorien über die Funktionsweise des Körpers
aufstellten, die es aber niemals wagten, eine Leiche zu sezieren, um zu
sehen, wie der Körper inwendig ausschaut.


224   Ökonomen als Propagandisten



Die Verachtung für geschichtliche Forschung wächst


Die antihistorische Ausrichtung der Nationalökonomie ist seit langem
bekannt. Am ehesten greifen Nationalökonomen auf historische
Ereignisse zurück, wenn sie ihre Theorien damit bestätigen können.
...
Nikolaus Oresme: ein früher Verbreiter von Unwahrheiten

Es ist zwar schwer vorstellbar, doch offenbar wußten manche Menschen
bereits im 14. Jahrhundert besser als heute, wer von einer bestimmten
Geldpolitik profitiert und wer nicht.


    12 DIE NATIONALÖKONOMEN: PRIESTER DER BANKENTHEORIE   225

 
...
Ein Wegbereiter für die betrügerische Geldlehre der Nationalökonomen
war Nikolaus Oresme (lateinisch: Oresimus) (ca. 1320-1382).
...
Als Belohnung für seine Parteinahme wurde Oresme zum Bischof
von Lisieux ernannt. Gerechterweise muß man ihm zugute halten,
daß er der erste westliche Gelehrte war, der das Greshamsche Gesetz
in Schriftform niederlegte – und zwar bereits 1364, zweihundert
Jahre bevor Gresham lebte:* »Weicht das festgelegte gesetzliche Wertverhältnis
der Münzen vom Marktwert der Metalle ab, verschwindet
die unterbewertete Münze völlig aus dem Umlauf, während allein die
überbewertete Münze im Umlauf bleibt.« 4


226   Der Mythos Adam Smith


 
Der Mythos Adam Smith

Obwohl er schon seit über 200 Jahren tot ist, ist Adam Smith (1723-
1790) immer noch der beliebteste Nationalökonom des Finanzestablishments.
...
Für den aufmerksamen Zuhörer klingen die Sirenengesänge des
Laisser-faire-Prinzips ähnlich wie die Schalmeienklänge von persönlicher
Freiheit der ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. nach Rom eingeschleusten
orientalischen Kulte, die Frazer in seinem Werk Der goldene
Zweig
beschrieb (siehe oben Seite 44 und 47). Beide Freiheiten
hatten eine ähnliche Wirkung: die Zerstörung der nationalen Ordnung,
der einzigen Macht, die in der Lage war, sich den Angriffen aus
dem Osten zu widersetzen.


230   Der Mythos Adam Smith

 
Adam Smith' Behauptungen über die Kosten der Edelmetallförderung
verwirrten Studenten während zweihundert Jahren; und doch
wurden die Förderkosten nie untersucht. Sonst hätte sich gezeigt, daß
die Spanier in Amerika die Metalle unter Androhung von Waffengewalt
in Besitz nahmen und dann von Sklaven, die sich in den Minen
zu Tode schuften mußten, abbauen ließen. (siehe 9. Kapitel).


    12 DIE NATIONALÖKONOMEN: PRIESTER DER BANKENTHEORIE   231


Wenn die Ökonomie jemals eine Wissenschaft werden soll, muß
ihre Terminologie unmißverständlich definiert werden. Doch die
Elite der Ökonomen scheint es vorzuziehen, in einer strukturlosen,
definitionsschwachen Umgebung zu arbeiten.
...
Zutreffendere Geldtheorien vor und nach Adam Smith
...
Bischof George Berkeley (1685-1753)

Der Philosoph George Berkeley, Bischof von Cloyne (Südirland), ein
aufmerksamer und akkurater Geldkommentator, schrieb 1735-1737
ein Werk mit dem Titel Querist, ein Katalog von Fragen, welche die
Antworten bereits enthielten16 Berkeley erkannte die enorme Bedeutung
einer richtigen Definition des Geldes. (Q. 441: »Ist es nicht


232   Zutreffendere Geldtheorien vor und nach Adam Smith


äußerst wichtig, eine richtige Vorstellung von Geld zu haben?«)
...
Vor allem aber hatte Berkeley erkannt, daß Geld nicht nur eine materielle,
sondern eine abstrakte Ware ist. (Q. 23: »Und ist die wahre Vorstellung von Geld
an sich nicht insgesamt die eines Scheines oder einer Marke?«)

Berkeley erkannte den quantitativen Aspekt des Geldwertes und
brachte die grundsätzliche Überzeugung zum Ausdruck, daß das Verhältnis
zwischen der Geldmenge und der Warenmenge die Preise bestimmt.
...
George Berkeley begrüßte grundsätzlich die Idee einer Bank, vertrat
aber die Ansicht, daß es sich dabei um eine Einrichtung in staatlichem
Besitz und unter staatlicher Kontrolle handeln sollte. (Q. 220: »Haben
staatliche Banken in Venedig, den Niederlanden und Hamburg nicht
großen Nutzen?« Q. 221: »Sind [diese Banken] nicht in den Händen des
Volkes?« )


    12 DIE NATIONALÖKONOMEN: PRIESTER DER BANKENTHEORIE   233



John Raithby (1811)


Auch John Raithby formulierte in seinem 1811 verfaßten Buch The
Law and Principle of Money
intelligente Ansichten über das Geld.
...
Raithby zeigte, daß der »immanente« Wert des Geldes eine Illusion
ist, und hob die nicht unbedingt offensichtliche Tatsache hervor, daß
der Wert einer Sache nur durch ihren Gebrauch festgestellt werden
kann: »Wer behauptet, immanenter Wert sei ein Wesensmerkmal des
Geldes, stellt eine äußerst unzweckmäßige und gefährliche Doktrin
auf.«17


234   Zutreffendere Geldtheorien vor und nach Adam Smith


Die Ergreifung der gesellschaftlichen Geldmacht

Es erstaunt nicht weiter, daß Adam Smith nur für die Geldschöpfung
durch Privatbanken, wie etwa der Bank of England, eintrat:
...
Adam Smith verabscheut die Geldemission durch die Regierung

Als die amerikanischen Kolonien ihre eigene Papierwährung ausgaben,
überschlug sich seine Kritik.


    12 DIE NATIONALÖKONOMEN: PRIESTER DER BANKENTHEORIE   235

 

Adam Smith verunglimpft den Staat als zu »träge« für die Geldausgabe

Smith behauptete, die Regierung sei zu »träge« und handle zu
»unüberlegt«, um eine staatliche Bank auf der Grundlage solider
Prinzipien führen zu dürfen. Deshalb unterstützte er die private Bank
of England
. Diese Logik halten auch heute immer noch viele Ökonomen
für richtig.


242   Geldmenge und Inflation — wieviel Geld ist notwendig?


Weshalb konnte sich Adam Smith' Auffassung durchsetzen?

Adam Smith' Ansichten paßten der englischen Finanz- und Politikplutokratie
bestens ins Konzept. Daher machte sie ihn zum Helden.

244   Bankiers setzen Smith' monetäre Ansichten gegen England ein


aufmerksame Beobachter erkannten, daß der Preisauftrieb durch die
Geldschöpfung der Bank of England verursacht worden war.


                                13 THESE VERSUS ANTITHESE: SYNTHESE 247


 
13. Kapitel These versus Antithese: Synthese



Ökonomen sind die Pest der Gesellschaft und die Verfolger der
Armen.
                                                                Thomas Michael Sadler


Die Macht der Bankiers über die Gesellschaft entsprang
ihrem Vorrecht, die Geldversorgung ihres Landes nicht etwa zum
Wohle aller, sondern zu ihrem eigenen Vorteil zu bestimmen und zu
kontrollieren. Genauso bedeutsam wie die Macht der Geldschöpfung
ist die Macht, den Geldumlauf zu verringern oder übermäßig einzuschränken
und eine Deflation auszulösen, wie es nach dem Barrengeld-
Bericht von 1810 geschah – ein Verbrechen, das der Gesellschaft im
gleichen Maße schadete, wie es die Bankiers und Inhaber von
Staatspapieren begünstigte. Dies ist eines der zahlreichen historischen
Beispiele für die negativen Auswirkungen der privaten Geldkontrolle.
...
Um sicherzustellen, daß die Definition des Geldes und weiterer
ökonomischer Schlüsselbegriffe weiterhin im unklaren blieb, wurde
das Bildungswesen manipuliert. Im Laufe der Zeit wurde zum Schutz
der finanziellen Übeltäter außerdem eine orthodoxe »Kapitalismusthese«
aufgestellt und verbreitet.


248   England in Schwierigkeiten — die sichtbaren Auswirkungen des Wuchers

 

Unerkannter Wucher
.
Wucher bezeichnet die Wegnahme einer Sache durch strukturellen
Mißbrauch des Geldmechanismus ohne Gegenleistung. Dieser Vorgang
soll hier als Makrowucher bezeichnet werden, da er das gesamte
Geldsystem, alle Börsen sowie Immobilien- und Arbeitsmärkte betrifft.
Er erzeugt im Laufe der Zeit eine gesellschaftlich inakzeptable und
mathematisch unmögliche Gleichung. Wird Wucher nicht
bekämpft, so unterwirft er die Gesellschaft allmählich einer Form der
modernen Sklaverei.
...
Die verschiedenen Richtungen des
Protestantismus hatten das Problem des Wuchers – der größten moralischen
und ökonomischen Gefahr, der eine Gesellschaft ausgesetzt
sein kann – entschärft, so daß nur noch die Überlegungen des Aristoteles
und der Scholastiker als warnende Stimmen übrigblieben.
England in Schwierigkeiten – die sichtbaren Auswirkungen des Wuchers

William Cobbett (1763-1835)

                                13 THESE VERSUS ANTITHESE: SYNTHESE   249

 

in England ein Arbeiter mit Frau und drei
Kindern, obwohl er und seine Familie im weitesten Wortsinne sparsam,
genügsam und fleißig sind, heute nicht in der Lage ist, sich aufgrund
seiner Arbeit vom Anfang bis zum Ende eines Jahres auch nur
eine einzige fleischhaltige Mahlzeit zu leisten.«1

Macauly aus dem Jahre 1830, in der er behauptete,
er sei »nicht in der Lage, zufriedenstellende Berichte irgendeiner
großen Nation in der Vergangenheit oder Gegenwart zu
finden, nach denen sich die Arbeiterklasse je in einer angenehmeren
Situation befunden habe als in den letzten dreißig Jahren in England«.2
...
Thomas Malthus, Geistlicher und Ökonom, bestritt die desolate
Lage der Menschen nicht, mißbrauchte sie aber, um seine Ansicht zu
predigen, daß sich Menschen zwischen ausreichender Nahrung und
Sex entscheiden müßten!

James Edwin Thorold Rogers (1823-1890)

Thorold Rogers, Professor in Oxford und ein Vertreter der aristotelischen
Lehre, erforschte sorgfältig die Sozialgeschichte der englischen
Arbeiterklasse. Seine unbestreitbaren Argumente und Statistiken veranlaßten
ihn zu dieser schrecklichen Folgerung: »Ich behaupte, daß
von 1563 bis 1824 von den nur an ihrem eigenen Erfolg interessierten
Parteien eine gesetzlich legitimierte Verschwörung gegen die englische
Arbeiterschaft organisiert wurde mit dem Ziel, die Arbeiter um
ihren Lohn zu betrügen, sie am Boden zu halten, ihrer Hoffnung zu
berauben und in endlose Armut zu stürzen. ... Über zweihundert-


250   England in Schwierigkeiten— die sichtbaren Auswirkungen des Wuchers

 
fünfzig Jahre lang waren das englische Recht und seine Vollstrecker
daran beteiligt, die englischen Arbeiter bis zum geringsten Hungerlohn
zu zermürben, jedes Zeichen für organisierte Unzufriedenheit
im Keim zu ersticken und die Strafen für jeden Gedanken an ihre
natürlichen Rechte zu erschweren.«3

Hollis stellt fest, daß die Situation der Menschen noch nie so schlimm
war wie 1844, obwohl die Produktivität der Engländer damals so hoch
war wie nie zuvor. Zwischen der Herrschaft Heinrichs VII. und dem
Jahre 1866 stiegen Rogers zufolge die Preise um das Zwölffache an,
während sich die Löhne in der Landwirtschaft nur verdoppelten.

Rogers Untersuchung zeigte ferner: »Die englischen Gentlemen
waren weit davon entfernt, die Nation zu noch großartigeren und
weitreichenderen Freiheiten zu führen, wie dies in der neueren Geschichte
dargestellt wurde. Sie zeigten sich im Gegenteil als ... der gerissenste
und habgierigste Stand, den die Menschheit je kannte.«4


Religiös motivierte Menschen engagieren sich
...
Nicht Ökonomen leiteten die ersten Angriffe auf das System
ein, sondern drei religiös motivierte Männer: Thomas Michael
Sadler (1780-1835), ein Methodist; Lord Anthony Ashley C. Shaftesbury
(1801-1885), ein Protestant; und Benjamin Disraeli (1801-
1885), ein zum Anglikanismus konvertierter Jude.

»Es war Sadler, der erkannte, daß das Gebot der Nächstenliebe als
das Grundgesetz des Lebens wieder eingeführt werden mußte, obwohl
es [nach Ansicht der Nationalökonomen] die Gesellschaft zerstörte.
Disraeli begriff, daß es die Gesellschaft nicht zerstören, sondern
im Gegenteil vor Zerstörung bewahren würde ... Tief in seinem
Innersten wohnte die uralte Lehre, die seine ältesten Vorfahren gegen
den Wucher aufgestellt hatten – die Lehre von Moses und die Lehre,
die von der jüdischen Tradition bis vor Moses auf die Gleichsetzung
des Wuchers mit dem Biß der Schlange im Paradies [>neshec<] zurückgeführt
wird.«5

Eine der bedeutenden Errungenschaften dieser Bewegung war das
»10-Stunden-Gesetz« von 1847, das die tägliche Arbeitszeit von
Frauen und Kindern in den Fabriken von zwölf auf zehn Stunden herabsetzte.


                                13 THESE VERSUS ANTITHESE: SYNTHESE   251


Sogar Ökonomen stellen sich gegen die Bank of England

John Whipple

1836 schrieb er das
Werk The Importance of Usury Laws – an Answer to Jeremy Bentham,
das erst 1850 veröffentlicht wurde. Darin bekämpfte er Benthams Irrtümer
mit korrekten Geldprinzipien: »Ein gerechtes Währungssystem
beruht auf gleichen Rechten. Gleiche Rechte beruhen auf
Grundsätzen, die im Einklang mit der Natur stehen.«


252   Sogar Ökonomen stellen sich gegen die Bank of England

 

Seiner Meinung nach besteht der Zweck des Geldes in
der Vereinfachung des Handels. Geld sei nie als Handelsobjekt bestimmt
gewesen, das einen eigenen Wert besitze. Die Macht des Geldes
über alle anderen Dinge entspringe dem künstlichen Charakter, der
ihm vom Staat zugeschrieben wird, und nicht den Qualitäten des
Materials, aus dem es besteht.7


                                13 THESE VERSUS ANTITHESE: SYNTHESE   253


Francis Bacon (1561-1626)

In seiner Ignoranz ging er so weit, Aristoteles als »völlig unfähig, Leistungen
zum Wohle der Menschheit zu erbringen«, abzuurteilen.9 Bacon
widerlegte Aristoteles' monetäre Ansichten allerdings nicht, ja er
diskutierte sie nicht einmal. Mit seiner Rechtfertigung des Wuchers
hingegen disqualifizierte er sich selbst: »Wucher ist etwas, das aufgrund
der Härte des menschlichen Herzens erlaubt ist. Weil es Geldverleiher
und Geldleiher geben muß und die Menschen so hartherzig
sind, daß sie nicht großzügig verleihen, muß Zinswucher erlaubt
sein.«

William Petty (1623-1687)

Den Zins definierte er als eine Belohnung für den Verzicht auf die Ver-


254   Der Wucher in der Defensive


wendung des eigenen Geldes während einer vereinbarten
Zeitdauer.11 ... Ähnlich argumentiert noch im 20. Jahrhundert die Wiener Schule der
Nationalökonomie.

Pettys Erklärungsweise wurde von Adam Smith noch verfeinert:
»Wird das Kapital hingegen an einen anderen ausgeliehen, bezeichnet
man das Einkommen daraus als Zins oder als Nutzen des Geldes. Es
ist das Entgelt, das der Schuldner dem Gläubiger dafür zahlt, daß er
durch den Einsatz des Geldes Gelegenheit erhält, einen Gewinn zu
machen. Ein Teil dieses Gewinnes gehört natürlich dem Schuldner,
da er das Risiko trägt und die Mühe auf sich nimmt, das Kapital einzusetzen.
Der andere Teil steht dem Gläubiger zu, der ihm erst die Gelegenheit
verschafft, diesen Gewinn zu erzielen.«12

Smith übersah, daß der Verleiher seinen Gewinn auch dann erhält,
wenn das Unternehmen scheitert.
...

Jeremy Bentham (1748-1832)

Aus dem Jahre 1787 stammt Jeremy Benthams Werk In Defence of
Usury
(Verteidigung des Wuchers)
...
»Es kann gar keinen Wucher geben, denn
welcher Zinssatz kann schon von Natur aus richtiger sein als ein anderer.
... Das Gewohnheitsrecht ist deshalb die einzige Grundlage,
auf die sich sowohl der Moralist bei der Festsetzung von Regeln und
Prinzipien als auch der Gesetzgeber beim Erlaß von Verordnungen
stützen kann.«

                                13 THESE VERSUS ANTITHESE: SYNTHESE   255



lag der gesetzliche
Zinssatz bei 5 oder 6% jährlich. Seit seiner Legalisierung durch Heinrich
VIII. war er von anfangs 10% kontinuierlich gesenkt worden.
Bentham enthielt seinen Lesern allerdings vor, daß Zinswucher vor
dieser Zeit illegal gewesen war.

Das räuberische Wesen der »Philosophie« Benthams ... einfache Leute beim Warenkauf ärger betrogen würden als beim Leihen von Geld.
...
In seiner History of Economic Thought klassifizierte Charles Haney
Bentham als »Hedonisten« – das heißt als jemanden, der behauptet,
daß individuelles Handeln einzig und allein von dem Wunsch nach
Vergnügen und nach Vermeidung von Mühsal motiviert wird.


256   Der Wucher in der Defensive

 

Die mathematische Unmöglichkeit des langfristigen Wuchers

John Whipple (siehe oben Seite 251) stellte genaue mathematische
Berechnungen auf, mit denen er nachwies, daß es nicht möglich ist,
einfachen Wucher langfristig aufrechtzuerhalten: »Wenn 5 englische
Pennies seit Beginn der christlichen Zeitrechnung bis zum heutigen
Tage (um 1836) 5% Zinseszinsen gebracht hätten, würde sich dieser
Betrag, in Gold mit üblichem Feingehalt abgewogen, auf 32 366 648 157
Goldkugeln belaufen, von denen jede einzelne einen Durchmesser von
achttausend Meilen hätte, was dem Erdumfang entspricht.«
...
Doch das Beispiel gewährt Einblick
in die unnatürlichen Kräfte, die wirken, wenn mathematisch definierte
Forderungen an eine Gesellschaft oder an die Natur gestellt
werden. Irgend jemand wird die Konsequenzen tragen müssen; entweder
muß das Geldsystem zusammenbrechen oder die Gesellschaft –
oder beide.
...

Die monetären Reformen von 1844

Seit 1810 war die Politik der Bank of England nicht nur für das Elend der
unteren Bevölkerungsschichten, sondern auch für den immer stärkeren
Druck auf viele andere Teile der Gesellschaft verantwortlich.
Reformen waren nicht mehr zu umgehen. Die Reformen von 1844
umfaßten folgende Maßnahmen:13



258   Marx und Engels formulieren die Antithese


Marx und Engels formulieren die Antithese

Die Parallelen zwischen Karl Marx und Adam Smith in mehreren
Schlüsselbereichen sind verblüffend. Dies gilt besonders für jene Irrtümer,
auf denen die Macht der Bank of England gründete.
...
Der falsche Krieg zwischen Handel und Arbeit
...
Die falschen Theorien bewirkten eine Verschärfung
der Antagonismen zwischen Handel und Arbeit in der Wirtschaft
der westlichen Welt, die über hundertfünfzig Jahre bis zum
heutigen Tag mit äußerst destruktiven Folgen andauerte.


Marx' Geldtheorie spiegelt Smith' Theorie wider

Auch in bezug auf das Geld teilten Karl Marx und Adam Smith praktisch
dieselbe primitive Auffassung.


260   Marx und Engels formulieren die Antithese


Marx' Umkehrung des Verhältnisses zwischen Geldmenge und
Preis paßt gut in ein Konzept, in dem die Industriellen immer die Bösen
sind. Ihre Festlegung der Preise und nicht die Geldschöpfung der
Banken wird als der entscheidende Kontrollfaktor angesehen.


                                13 THESE VERSUS ANTITHESE: SYNTHESE   261


Damit sagte Marx voraus, daß sich das Kapital bei den Industriellen
konzentrieren würde.
...
Das von Marx beschriebene Schreckgespenst eines unnatürlichen,
exponentiellen und risikolosen Wachstums existierte und existiert bis
heute tatsächlich – allerdings nur in einem Bereich: den Zinsen auf
die Staatsschulden. Indem Marx dieses Problem fälschlicherweise den
industriellen Produzenten zuschrieb, lenkte er die Aufmerksamkeit
weg vom eigentlichen Hauptproblem des exponentiellen Wachstums,
das in den Zinszahlungen auf das von der Bank geschöpfte Geld liegt.
Durch diesen Prozeß wird in der Tat die ganze Gesellschaft beraubt.
Auf diese Weise tat der Marxismus den Bankiers gleich einen zweifachen
Gefallen. Erstens lenkte er die Aufmerksamkeit weg von ihrer
wahrlich räuberischen Beziehung zur Gesellschaft. Zweitens richtete



262   Marx und Engels formulieren die Antithese


er jede Kritik, die der Vermögenskonzentration erwuchs, gegen die
Großindustriellen, also ausgerechnet gegen die wenigen potentiellen
Gegner oder Konkurrenten der Bankiers.

Marx minimierte explizit die diesbezügliche Schuld der Bankiers,
indem er behauptete, daß Cobbett und Doubleday mit ihrer Analyse,
daß das Bankwesen »die Grundursache des Elends der modernen
Völker« sei, unrecht hatten.22
Die Synthese aus Smith und Marx

Durch die beiden Theorien von Adam Smith und Karl Marx entstand
das Bild eines ständiges Kampfes zwischen Industrie und Arbeit. ...
Weder das rechte noch das linke Lager erkannte diese
Bankiers als ihre wahren Feinde.

Stanley Jevons (1835-1882)

                                13 THESE VERSUS ANTITHESE: SYNTHESE   263



Genau wie Adam Smith beeinflußte auch Jevons seine Leser in dem
Sinne, Geld als Ware zu betrachten, obwohl er wußte, daß die Privatbanken
abstraktes Geld emittierten. Dieser Trick wurde immer und
immer wieder angewendet und ging in die herrschenden Werke der
Geldlehre ein. So wurde die wahre Geldlehre allmählich aus dem kollektiven
Gedächtnis der Menschheit ausradiert.


264   Die Synthese aus Smith und Marx



Damit propagierte Jevons eine monetäre Weltanschauung, nach
der eine zentrale Privatbank über die Geldmacht verfügt und völlig
unangefochten über Regierungen und über Menschen herrschen
kann.


                                13 THESE VERSUS ANTITHESE: SYNTHESE   265



Die Bankiers haben andere Methoden der Beeinflussung: Sie können
sich einen Überblick über die derzeitige geldwissenschaftliche
Forschungselite verschaffen und sich jene Gelehrten herauspicken,
deren plausible oder äußerst komplexe Theorien die Aktivitäten der
Banken begünstigen. Sie können dann dafür sorgen, daß diese Ansichten
gefördert werden und Kritik an ihnen unterdrückt wird, wobei
die Gelehrten nicht einmal unbedingt wissen müssen, warum ihre
Werke so positiv aufgenommen werden.
...
Von großer Bedeutung ist ferner die Tatsache, daß die meisten
ökonomischen Lehrstühle an den einflußreichen Instituten und Universitäten
der USA von Finanzinstitutionen – also Banken und verwandten
Einrichtungen – finanziert werden.



                                14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA 267



14. Kapitel  Die Kolonialwährungen der USA


Die Erfahrung, die bedeutender ist als alle Logik dieser Welt,
hat uns völlig davon überzeugt, daß Papiergeld dem Lande zum
größten Vorteil gereichte und gereicht.
Benjamin Franklin

...der Zusammenschluß der englischen
Kolonien zu den Vereinigten Staaten von Amerika bzw. die
folgende Verschmelzung der elf Kolonialwährungen in eine nationale
amerikanische Währung die engste historische Analogie zur aktuellen
monetären Entwicklung in Europa darstellt.
...
zu zeigen und nachvollziehbar
zu machen, wie monetäre Aggression gegen ein Volk instrumentalisiert
wird. Diese Kenntnisse sollen mithelfen, ähnliche
Angriffe gegen Europa (die es mit Sicherheit geben wird) in Zukunft
abzuwehren.


268   Die Urwährungen der »Moundbuilder«-Kulturen

 
Seit der Kolonialzeit ist Amerikas Entwicklung untrennbar
an das Papiergeld gebunden. Ohne Papiergeld gäbe es keine
Vereinigten Staaten. Amerika gewann seine Unabhängigkeit und
sicherte später seine Einheit mit Hilfe von staatlich emittiertem Papiergeld.
...
Die amerikanische Geldgeschichte kann
aber als ein Kampf gegen jene Kräfte gesehen werden, die fest entschlossen
waren, die Nation durch privat ausgegebenes Geld zu kontrollieren.
Die dominierende Rolle spielte in Amerika meist privates
Geld, das Reichtum und Macht von der Allgemeinheit weg- und den
Bankiers zuführte.

Die Urwährungen der »Moundbuilder«-Kulturen

Mitte des 19. Jahrhunderts untersuchte M. W. Dickeson 1033 alte
Hügel im Flußtal des Mississippi und fand dabei etliche Artefakte, die
wahrscheinlich als Geld verwendet wurden. Del Mar hat sie wie folgt
klassifiziert:

– Lignit- und Kohlengeld, mit parallelen Linien und Punkten verziert;
runde Stücke mit Menschen- und Tierbildern, Umfang: 2 bis
3 Zentimeter, Dicke: ca. 6 Millimeter.

– Elfenbein- und Knochengeld, Umfang: ca. 1,2 Zentimeter, Dicke:
ca. 6 Millimeter ....


                                    14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA 269

 

Die indianischen Wampums

1763 gab Pontiac,
Häuptling der Ottawa, während der Belagerung der Engländer in Detroit
Noten aus Birkenrinde aus, um Nachschub für seine Truppen zu
erhalten. Auf der einen Seite dieser Noten war der zu kaufende Gegenstand,
auf der anderen Seite eine Otter, Pontiacs Totem, abgebildet.
Nach der Belagerung zahlte er die Birkennoten wieder aus und
zog sie aus dem Verkehr.4


270   Die monetäre Not in den Kolonien

 
Die monetäre Not in den Kolonien

Die Niederländer ließen
nicht zu, daß Münzgeld nach Neuamsterdam kam, und englische Gesetze
verboten die Geldausfuhr nach Amerika.5 Die Kolonisten sollten
nicht untereinander Handel treiben, sondern Rohstoffe nach
England schicken. Das wenige Münzgeld in den Kolonien kam
hauptsächlich von Piraten oder aus dem Handel mit den spanischen
Westindischen Inseln. Die Kolonisten waren nicht etwa rückständig,
sondern wurden von ihrem »Mutterland« zu primitivem Tauschhandel
gezwungen.

Die Bezahlung mit landwirtschaftlichen Produkten (1632-1692)

So galten in
North Carolina eine Zeitlang 17 verschiedene landwirtschaftliche
Produkte als gesetzliche Zahlungsmittel.
...
Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit der Verwendung von
Ware als Geld zeigte sich, als Virginia und Maryland 1633 Tabak zum


                                    14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA 271

 
gesetzlichen Zahlungsmittel erklärten und 1639 eine Rekordernte
einfuhren. Die Kolonialparlamente ordneten an, die Hälfte der Tabakernte
zu verbrennen.

HullsMünzstätte in Massachusetts

Im Jahre 1652 widersetzte sich Massachusetts der englischen Krone
und erlaubte John Hull, eine Münzstätte zu eröffnen, die eine »Baum-
Währung« herstellte.

272   Die monetäre Not in den Kolonien

 

Die Hypothekenbanken der Kolonien


Der nächste Versuch zur Lösung der Geldkrise waren private Hypothekenbanken,
von denen eine der ersten 1675 in South Carolina
gegründet wurde. Sie gab Banknoten aus, die theoretisch in garantierte
Grundstücksrechte konvertierbar waren.

Die credit bills von Massachusetts— das erste Papiergeld im Westen

Ende des 17. Jahrhunderts war die Bevölkerung in den Kolonien auf
fast eine Million angewachsen, was den Tauschhandel äußerst unpraktisch
werden ließ. Deshalb wagte Massachusetts 1690 ein tollkühnes
Experiment, als es mit der Ausgabe von sogenannten credit
bills begann, einer Form von ungedecktem Papiergeld. Die Papierscheine
wurden — mit einem fünfprozentigen Aufschlag auf ihren
Nennwert — für alle Geldbeträge akzeptiert, die dem Staat geschuldet
wurden.


274   Die »credit bills« von Massachusetts – das erste Papiergeld im Westen

 

Pennsylvanias überlegenes Geldsystem

1723 ersuchte eine Gruppe von Kaufleuten in Pennsylvania die
Regierung um Maßnahmen gegen ihren wachsenden Ruin und den
offensichtlichen Verfall der Provinz aus Mangel an einem Zahlungsmittel
und baten um die Einführung einer Papierwährung. Ein staatliches
Darlehensamt wurde eingerichtet, und vier Männer wurden zu
Treuhändern ernannt. Diese wurden ermächtigt, mit 5% verzinste
Papiernoten imWert von insgesamt £ 15 000 für eine Dauer von 8 Jah-


                                    14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA   275


ren als Darlehen auszugeben.
...

Benjamin Franklins Eintreten für eine Papierwährung

Benjamin Franklin,...

276   Pennsylvanias überlegenes Geldsystem

 
.
Meine Anhänger, die nicht leugnen konnten, daß ich ihnen von Nutzen
gewesen, belohnten mich, indem sie mir den Auftrag, die neuen
Banknoten zu drucken, übergeben ließen. Dieses einträgliche Geschäft
verdankte ich wiederum meiner Fähigkeit, eine gewandte Feder
zu führen.

In der Folge wuchs der Banknotenumlauf rasch auf 50 000 Pfund, im
Jahre 1739 auf 80 000 und nach der Revolution auf 350 000 Pfund an.
Heute glaube ich, daß ein gewisses Maximum nicht ohne großen
Schaden überschritten werden darf.


278   Der Angriff der Lords of Trade and Plantations auf das Kolonialgeld

 

Deflation in Massachusetts

Del Mar zufolge war die Lage in Massachusetts 1751 so verzweifelt,
daß eine Revolution eine wirkliche Option war. Die Versammlung
gab verzinste Noten aus, um die Ausgaben der Kolonie zu bestreiten,


                                    14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA   279

 
und der Gouverneur fügte sich. Zu seiner Überraschung begannen
diese Zertifikate unmittelbar nach ihrer Ausstellung zu zirkulieren.
Sobald ein Umlaufmedium vorhanden war, setzte in der zuvor ökonomisch
am Boden liegenden Kolonie eine wirtschaftliche Wiederbelebung
und Blütezeit ein.

Der Currency Act von 1764

1764 wurde unter dem britischen Minister
George Grenville ein ähnliches Gesetz verabschiedet und durchgesetzt.
Das Gesetz verbot Papiergeld als Zahlungsmittel in privaten
Transaktionen, nicht aber für Regierungsausgaben.

280   Der Currency Act von 1764

 

Keine »privaten Teilsysteme«

Ende 1766 gaben acht Handelshäuser in Philadelphia –
sieben Mitglieder der Presbyterian Party und als achtes Mitglied das
jüdische Unternehmen Willing and Morris – £ 30000 in kurzfristig
(9 Monate) verzinsten Noten aus.

                                    14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA   281

 
>Machenschaften von Privatleuten< nur das Allgemeinwohl untergraben
würden«.17

Die monetäre Ursache der amerikanischen Revolution

Die monetäre Unterdrückung durch die Lords of Trade war eine
Hauptursache für die amerikanische Revolution. Bullock betonte, es
könne kaum ein Zweifel daran bestehen, daß die Gesetze von 1751
und 1764, welche die Ausgabe der credit bills weiter unterdrückten,
nicht wenig zum Bruch mit dem Mutterland beitrugen. Als Franklin
1776 vor dem Unterhaus befragt wurde, brachte er seine wohlüberlegte
Meinung zum Ausdruck, daß ein Grund für die Ungeduld und
Respektlosigkeit der Kolonien gegenüber der Autorität des Parlaments
in dem »Verbot der Papiergeldausgabe« lag. Dieser Tatsache
haben die meisten amerikanischen Historiker zu wenig Beachtung
geschenkt.18

Ein weiterer Vertreter der Warengeldtheorie meinte, die Verbitterung,
die eine Folge dieses Konfliktes war, sei zweifellos eine Hauptursache
der Revolution gewesen.19

Doch die engstirnigen und selbstsüchtigen Londoner Kaufleute
und Bankiers, die zu jener Zeit die Regierung beeinflußten, verweigerten
den Kolonien ihr eigenes Geldsystem. Entsprechende Anordnungen
wurden nach Amerika gesandt, um das Kolonialgeld
abzuschaffen und das falsch benannte »nationale« Geld, das in Wirklichkeit
privates (englisches) Geld war, einzuführen. Die Durchset -
zung dieser Politik – so Del Mar – war die Ursache der Revolution.20

Um 1773 überdachte London dieses Vorgehen und räumte den Kolonialgesetzgebern
mehr Freiheit bei der Ausgabe verschiedener
Geldformen ein. Doch diese Zugeständnisse genügten nicht und kamen
zu spät. Die Kolonisten wiesen jede parlamentarische Einmischung
in ihre Geldkontrolle zurück. 21

Die continental currency– der Lebensnerv der Revolution

Am 5. September 1774 trat der erste Kontinentalkongreß in Philadelphia
zusammen, am 10. Mai 1775 der zweite. Zuvor war es in Massachusetts
zu Zusammenstößen gekommen. Eine der ersten konkreten
Maßnahmen des zweiten Kongresses (am 22. Juni) war die Ausgabe


282   Die continental currency—der Lebensnerv der Revolution

 
von Schuldscheinen – der continental currency– in Höhe von $ 2 Millionen.*
Zunächst verpflichteten sich die Kolonien, diese nicht verzinsten
Scheine gegen Münzgeld im Verhältnis zu ihrer jeweiligen Einwohnerzahl
einzulösen. Jene, die die Geschichte falsch interpretieren
und privates Geld unterstützen, haben die continental currency diffamiert
und verspottet. In Wahrheit jedoch waren die continental currency
und die amerikanische Revolution untrennbar miteinander verbunden.

Der Kongreß bewilligte schließlich eine Gesamtausgabe von $ 200
Millionen und überschritt diese Grenze auch nie.

Der Beginn der Revolution wird traditionell auf die Schlachten
von Lexington und Concord datiert. Del Mar widersprach dieser Ansicht:
»Die Schlachten von Lexington und Concord waren triviale
Akte des Widerstands, die vor allem die Beteiligten betrafen und für
die Versöhnung möglich gewesen wäre; doch die Schaffung und Zirkulation
von Schuldscheinen durch die revolutionären Kolonialversammlungen
in Massachusetts und Philadelphia waren die Taten
eines ganzen Volkes, und da sie den hartnäckigen Bemühungen der
Krone um Unterdrückung des Papiergelds auf dem Fuße folgten,
stellten sie für diese so verachtenswerte und beleidigende Akte dar,
daß danach jede Versöhnung ausgeschlossen war. ... Für die Krone
gab es nur noch eine Vorgehensweise, und zwar die Niederschlagung
und Bestrafung dieser rebellischen Akte. ... Deshalb waren die credit
bills jener Zeit, die aus Ignoranz und Vorurteilen als bloße Instrumente
einer rücksichtslosen Finanzpolitik abgetan wurden, in Wirklichkeit
die Maßstäbe der Revolution. Ja, sie waren mehr als das: Sie
waren die Revolution selbst!
«22

Grenzen der nationalen Währung

Die continental currency war nicht als dauerhaftes System konzipiert,
und ihr Einfluß wurde durch mehrere wichtige Faktoren begrenzt:

-----------------------------------------------------------------------
* Folgender Text wurde auf die Schei ne gedruckt: »Dieser Schein berechtigt den Inhaber
zum Erhalt von zehn spanischen gerändelten Dollar oder demselben Wert in Gold oder
Silber, entsprechend den Resolutionen des Kongresses, der in Philadelphia am 10. Mai
1775 tagte.«



                                    14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA   283

 

Die Währung wurde in Einheiten von $1/3 bis $ 80 ausgegeben. Anfangs
wurden die Scheine von Hand numeriert und einzeln unterzeichnet.
Für diese Aufgabe waren eigens 28 Bürger von Philadel -
phia ernannt worden, die für jeweils 1000 unterzeichnete Scheine $
1,30 als Bezahlung erhielten.
...
Am 4. Juli 1776 verabschiedete der Kontinentalkongreß die Unabhängigkeitserklärung,


284   Die continental currency— der Lebensnerv der Revolution

 

Die massive Fälschung der continental currency durch die Briten


Eine der Waffen der Briten war die Münzfälschung. Als sie die Niederlande
um die Kontrolle über Neuamsterdam (NewYork) bekämpften,
überschwemmten sie die Kolonie mit indianischen Wampums, die
von den Niederländern als Geld verwendet wurden. Die englische Regierung,
die anscheinend die Manie hatte, das Papiergeld ihrer Feinde
zu fälschen, trat damit in Konkurrenz zu privaten Verbrechern.24

Im Januar 1776 (oder vielleicht auch früher) produzierte eine
Druckerpresse an Bord der HMS Phoenix, die mit 44 Kanonen im
Hafen von New York lag, Fälschungen der 30-$-Note.25


                                    14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA   285

 

Diese Fälschungen zeigen, daß das britische Establishment – entgegen
seiner Behauptung, die Ausgaben der Bank of England hätten
keinen Einfluß auf die Preise – sehr wohl erkannt hatte, wie eine
übergroße Geldmenge ein Geldsystem zerstören kann.


                                    14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA   287

 

Der französische Faktor in der Revolution


Die Unterstützung durch Frankreich war grundlegend. Frankreich
war das erste Land, das die Vereinigten Staaten im Jahre 1778 offiziell
anerkannte. Der französische Aristokrat Beaumarchais war ein bedeutender
Förderer der Revolution und steuerte persönlich etwa $ 1
Million bei.
...
  französische Colonel du Portail, ein Brigadegeneral
in der amerikanischen Armee, in einem Brief an den Comte St-
Germain: »Dies ist ein träges Volk, ohne Energie, ohne Kraft, ohne
Leidenschaft für die Sache, für die sie kämpfen. ... In jedem beliebigen
Pariser Cafe ist die Begeisterung für die Revolution hundertmal
größer als in den ganzen Vereinigten Staaten.«32

Die französische Regierung gewährte der neuen Nation ein Darlehen
von $ 7,9 Millionen. Nach einer Schätzung aus dem Jahre 1786 stellte
Frankreich für die amerikanische Revolution insgesamt $ 256 Millionen
zur Verfügung.33

Die schwerste Stunde der Revolution

288   Die continental currency —der Lebensnerv der Revolution

 

Und weiter Paine: »Infolge der Währungsabwertung, der schleppenden
Steuereingänge und der Anträge auf Steuerbefreiung war die
Staatskasse bankrott und die Regierung zahlungsunfähig. Der einzige
Ausweg, der noch blieb und Erfolg versprach, war privater Kredit.
...
Ein Jahr später, im Februar 1781, wurde Robert Morris vom Kongreß
zum Leiter der Finanzverwaltung ernannt. Am 17. Mai legte er dem
Parlament einen Plan zur Gründung der Bank of North America vor,
der am 26. Mai mit einer Stimme Mehrheit verabschiedet wurde. Diese
Bank sollte mit einem Kapital von $ 400 000 (1000 Anteile zu


                                    14 DIE KOLONIALWÄHRUNGEN DER USA   289

 
jeweils $ 400) ausgestattet werden. Das Zeichnungskapital der früheren
Bank wurde auf die Bank of North Arnerica übertragen.

Bis Oktober 1781 waren allerdings nur $ 70 000 eingezahlt worden.
Da traf plötzlich eine französische Fregatte mit $ 470 000 Münzgeld
ein. Das Geld wurde sofort bei der Bank hinterlegt. Die Regierung besaß
633 der 1000 Anteile (siehe auch unten Seite 292).

Der insgesamt bemerkenswerte Erfolg der continental currency

In seinen Kriegsaufzeichnungen legte Franklin seine Sicht dar:

»Diese Wirkung der Papierwährung wird auf dieser Seite des Ozeans
nicht verstanden. Selbst den Politikern ist es ein Rätsel, wie wir vier
Jahre lang einen Krieg ohne Geld führen konnten und wie wir mit
einem Papiergeld zahlen konnten, das auf keiner vorab festgelegten
Geldmenge beruhte, die speziell zum Zwecke ihrer Einlösung angepaßt
wurde. Dieses Geld ist so, wie wir damit umgehen, eine wunderbare
Maschine. ... Es erfüllt seine Aufgabe, wenn wir es ausgeben,


290   Der insgesamt bemerkenswerte Erfolg der continental currency

 
und wenn wir zu einer übermäßigen Ausgabe gezwungen sind, zahlt
es sich selbst durch Abwertung ab.«37


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA   291

 
15. Kapitel Die Geldmacht gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten



294   Die Verfassung von 1787

 

Eine Definition der Geldmacht bleibt aus

Die Verfassung gab den Föderalisten eine stärkere Regierung und den
Antiföderalisten ihr Sicherungssystem. So lebten also alle glücklich
und zufrieden bis zum heutigen Tag? Nicht ganz, denn die Verfassung


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA   295

 
ließ eine Hintertür offen, durch die sich eine autoritäre Staatsform
einschleichen konnte, die noch gefährlicher war als eine Monarchie,
da sie weniger offensichtlich und weniger leicht zu durchschauen
war.
...
Es dauerte fast zwanzig Jahre, bis Jefferson begriff, was in der Verfassung
übersehen worden war: die Geldmacht. Jefferson verbrachte
den Rest seines Lebens damit, gegen sie zu kämpfen. Seine Präsidentschaft
wurde buchstäblich zum Kampf auf Leben und Tod gegen die
Bankiers.
...
Die Verfassung hatte es versäumt, die monetäre Macht in der
neuen Nation angemessen zu definieren.
...
Van Buren erkannte dies Jahre später: »Nachdem sich die GELDMACHT
[er schrieb diesen Begriff immer groß] ... erst einmal fest
etabliert hatte, sollte sie die einzige Form der Aristokratie werden, die
in unserem politischen System existieren konnte.«

Verwirrung um das Wesen des Geldes

Bis heute haben die verschiedenen
Schulen der Nationalökonomie keine adäquate Definition des
Geldbegriffes vorgelegt oder sich wenigstens auf einen Geldbegriff
geeinigt. Das ist vielleicht das größte Scheitern der Ökonomie, denn
Geld steht im Zentrum all ihrer Aussagen.


296   Die Frage nach dem Wesen des Geldes

 

Die Frage nach dem Wesen des Geldes


Hier zeigt sich nun die überragende Bedeutung der Definition des
Geldes: Wird das Geld als Ware verstanden, die sich für den Handel
eignet und ihren Wert aus »immanenten« Eigenschaften erhält, dann
kann es nicht gleichzeitig als eine Schöpfung der Regierung betrachtet
werden. Es ist dann eine Schöpfung von Kaufleuten und Bankiers.
Wenn Geld jedoch eine abstrakte gesellschaftliche, gesetzlich verankerte
Institution ist – wie in diesem Buch dargelegt wird –, dann ist
es eine Schöpfung von Regierungen, mit der sich die Verfassung adäquat
befassen sollte. So sollte etwa festgelegt werden, wie eine einheitliche
Währung auf gerechte Art und Weise geschaffen, kontrolliert
und einigermaßen stabil gehalten werden kann. Hier wird die
These vertreten, daß neben den bekannten drei Staatsgewalten eine
vierte staatliche Befugnis notwendig ist: die Wahrnehmung und Ausübung
der monetären Macht.
ds*)

Der Einsatz bei diesem »Geldspiel« ist äußerst hoch, geht es doch
um nichts weniger als um die Frage, ob die Verfassung einer Nation
Gerechtigkeit fördert oder ob sie eine Form der Sklaverei zuläßt.

----------------------------------------------------------------------
ds*) Grossmarkierung des Textes von den Bloger.


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA    297

 

Der Verfassungskonvent spielt die Erfahrungen der Amerikaner herunter

Im Verfassungskonvent – er tagte von Mai bis September 1787 – spielten
die enormen Vorteile der Continentals fast keine Rolle mehr

Der Verfassungskonvent umgeht die Geldfrage

die Auffassung Benjamin Franklins, der geschrieben hatte:
»Wir müssen zwischen Barrengeld, das eine Ware ist, und zwischen
geprägtem Geld, aus dem eine Währung besteht, unterscheiden;


298   Die Frage nach dem Wesen des Geldes

 
denn sein Wert als Ware und sein Wert als Währung sind zwei verschiedene
Dinge.«9

Der Mißbrauch der Geldtheorie

Leider ließen sich die Delegierten mehr von Adam Smith' primitiven
Theorien beeindrucken, die erhebliche monetäre Irrtümer enthielten
und das korrupte Finanzsystem der Bank of England »legitimierten«.
Smith wurde mehrmals von Konventsabgeordneten zitiert. Seine
monetären Irrtümer und Ungereimtheiten hatten eine große negative
Wirkung auf die Geldsysteme der Menschheit, denn Smith verbreitete
die Vorstellung, daß Geld aus Gold und Silber bestehen
müsse. Nie erwähnte er die Auffassung von Geld als gesetzlicher Institution,
wie sie von den Philosophen und Juristen Berkeley, Raithby,
Locke, Platon, Aristoteles und anderen vertreten wurde.

Witherspoons »anonyme« Waffe

Im Vorfeld des Verfassungskonvents wurde im Jahre 1786 ein sehr
eigenartiges Buch mit dem Titel Essays an Money anonym veröffentlicht.
Sein einziger Zweck war, die Vorstellung von staatlichem Papiergeld
»theoretisch« zu attackieren:10 »Staatliche Noten sind eine
absurde Form von Geld und deshalb überhaupt kein Geld.«
...
Der Zusammenhang zwischen dem Calvinismus
und dem fehlerhaften amerikanischen Geldsystem ist in Nordamerika
ein ständig wiederkehrendes Thema.


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA   299

 

Einige Kaufleute begreifen, worum es geht

Der Ausschuß stimmte mit 9 : 2 Stimmen gegen die Aufnahme der
Formulierung »to emit bills of credit« in die neue Verfassung. Die
Befugnis der Geldschöpfung, die lange als Schlüsselelement des Souveräns
galt, wurde also der neuen Regierung aus Rücksicht auf die
Interessen der Wohlhabenden weggenommen. Diese bemühten sich
sogar – allerdings vergeblich – um eine Klausel, mit der diese Befugnis
verboten werden sollte.

300   To emit bills of credit



Die Begrenzung der amerikanischen Geld-»Befugnisse«

Für die einzelnen Bundesstaaten sah die Verfassung folgende Geldbefugnisse
vor: »Kein Staat soll Geld prägen oder bills of credit ausgeben
oder irgend etwas anderes als Gold- und Silbermünzen als Zahlungsmittel
zur Begleichung von Schulden bestimmen« (Artikel 1,
Absatz 10)
. ds*)
 ...

Alexander Del Mar... »Nie zuvor hatte ein großes historisches
Ereignis ein derart klägliches Nachspiel. Eine Nation erhebt
sich, um Freiheit und Souveränität für sich einzufordern. Nach gewaltigen
Verlusten von Menschenleben und Vermögen werden beide
Ziele erreicht. Als dann der Sieg errungen und gesichert ist, übergibt
die Nation das Geld, d. h. ihr Vermögen, an Einzelpersonen, die damit
tun können, was sie wollen! Sie hatten die historischen Beispiele
vor Augen, die belegen, daß sich der Streit zwischen Teilen der >Aristokratie<
und dem Volk von Anfang bis Ende hauptsächlich am
Geldsystem – diesem größten aller Verursacher von Gerechtigkeit
und Ungerechtigkeit – entfacht hatte und sich darauf konzentrierte.
... Sie mußten nur darauf achten, daß die Saat, die sie pflanzten,

-------------------------------------------------------------
ds*) Link eigefügt von den Bloger.


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA   301


natürlich und unverdorben war. Alles übrige würde dann sicher die
Natur erledigen. So pflanzten sie also; und nun kann man die
Früchte sehen, die ihre Pflanzen tragen! Sie pflanzten
Finanzgesellschaften. Sie pflanzten privates Geld. Sie pflanzten die
Befreiung von öffentlichen Belastungen. Mit einem Wort, sie pflanzten
eine weitere Revolution.«12


302   Die First Bank of the United States ergreift die Geldmacht

 
Die First Bank of the United States ergreift die Geldmacht

  Im Februar 1791 peitschte Hamilton das Bankgesetz durch
den Kongreß. Die neue Bank, die sich in Privatbesitz befinden würde,
sollte keine Depositenbank nach dem Amsterdamer Modell, sondern
eine Notenbank nach englischem Vorbild werden. Das bedeutete, daß
sie neues Papiergeld schöpfen
...
In schriftlichen Stellungnahmen versuchte Jefferson, Washington
dazu zu bewegen, sein Veto gegen das Bankgesetz einzulegen, weil es
verfassungswidrig sei;


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA   303

 

In der Praxis lautete die eigentliche Frage daher nicht, ob Geld eine gesetzliche
Befugnis oder eine Ware war, sondern ob private Banken
oder der Staat ermächtigt werden sollten, Papiergeld zu schöpfen.
Wem sollten die enormen Machtbefugnisse und die großen Vorteile,
die sich aus dem Vorrecht der Notenausgabe ergaben, zukommen:
der ganzen Nation oder privaten Bankiers?
...
Unter diesen
Bedingungen würden die von ihnen aus dem Nichts geschaffenen
Papiernoten einen Anspruch auf jegliches in der Gesellschaft Vorhandene
Vermögen verkörpern.


304   Die First Bank of the United States ergreift die Geldmacht

 

Die Rückkehr von Thomas Paine

schrieb Thomas Paine im Jahre 1802: »Eine
Gruppe (die Föderalisten), die ihre Ziele nicht offenlegte, hat in Amerika
an Einfluß gewonnen, ja sie hat jegliche Prinzipien aus den
Augen verloren, und nun beginnt sie, die Regierung als profitables
Monopol und die Menschen als erblichen Besitz zu betrachten.«16


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA   305

 
Wäre es wirklich zu
einem Krieg gekommen, hatte sich die First Bank of the United States
infolge der dadurch massiv ansteigenden Staatsschulden fest verwurzeln
können. Auf dieselbe Weise hatte sich ja schon vor ihr die Bank
of England
etabliert.
...
Angenommen, es ereignete sich eine Reihe von Notfällen,
so könnte eine Institution wie diese in einem kritischen
Augenblick die Regierung stürzen.
...
Jefferson erkannte erst Jahre später, daß das eigentliche
Problem nicht im Papiergeld, sondern in seiner privaten Ausgabe lag.
Dies läßt sich an seinen späteren Briefen belegen:

»Obwohl wir so töricht waren, das Feld des Umlaufmediums
(Geld) privaten Individuen zum Raub zu überlassen, können wir es
meiner Ansicht nach wiedererlangen. Die einzelnen Bundesstaaten
sollten ersucht werden, das Recht der Papiergeldausgabe ohne zeitliche
Begrenzung an den Kongreß zu übertragen. Die Nation kann
mit ihrer Notenausgabe nach Maßgabe ihres Bedarfes und der Grenzen
der Umlaufmenge fortfahren. Diese Grenzen werden derzeit mit
200 Millionen Dollar angegeben« (Juni 1813).


306   Die First Bank of the United States ergreift die Geldmacht


Zwei Jahre später: »Das Schatzamt, das kein Vertrauen in das Land
hat, lieferte sich mit gebundenen Händen und Füßen den unverfrorenen
und bankrotten Abenteurern und Bankiers aus, die nur vorgaben,
Geld zu besitzen, und die es jederzeit hätte vernichten können.
... Denn es war nicht das Vertrauen in ihre Spekulationsblasen, das
die Leute dazu bewegte, ihr Papiergeld anzunehmen, sondern das
Fehlen jeglichen anderen Geldes« (Oktober 1815).18


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA   307

 

Die erste Geldausgabe der Vereinigten Staaten

Entgegen den Voraussagen führte die Auflösung der First Bank of the
United States
nicht zu einer finanziellen Katastrophe.
...
Die erste Ausgabe von US-amerikanischem
Papiergeld fand im Juni 1812 statt: $ 5 Millionen in
Noten, verzinst mit 5,4%, zahlbar in Metall bei Vorlage


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA   309

 

Die üblen Machenschaften der Second Bank of the United States

Die Second Bank of the United States arbeitete von Anfang an illegal,
da sie beim Verkauf ihrer Anteile anstelle von Gold die Banknoten der
Einzelstaaten annahm. Die Bank schlug sofort eine ebenso verbrecherische
wie irrsinnige monetäre Expansionspolitik ein. Im April
1817 hatte sie ihre Arbeit aufgenommen, und bereits im Juli besaß sie
19 Zweigstellen und hatte Darlehen im Wert von über $ 52 Millionen
vergeben sowie weitere 9 Millionen an Umlaufwährung geschöpft
–und dies alles auf der Grundlage von Reserven in Gold- und Silbermünzen
in der Höhe von $ 2,5 Millionen. Diese ungeheure
Expansion löste einen wilden Spekulationsboom aus.22

Im August 1818 änderte die Bank abrupt ihre Strategie und leitete
eine kriminelle und wahnwitzige Währungskontraktion ein, die
zur Panik von 1819 führte.
...
Das Land, besonders der Süden und Westen, wurde von einer gewaltigen
Konkurswelle überrollt. Da die Bank im Süden das
Gefühl der nationalen Einheit untergrub, muß sie als eine der
Hauptursachen des Bürgerkrieges angesehen werden.


310   Die üblen Machenschaften der Second Bank of the United States

 

Präsident Jackson tritt für eine Staatsbank ein

Brief von Jackson an Biddle: »Seit ich die Geschichte von der
Südseeseifenblase gelesen habe, fürchte ich mich vor Banken.«23
Jackson trat in der Tat für die Gründung einer staatlichen Bank ein. 24

Jacksons Krieg mit der Bank


            15 DIE GELDMACHT GEGEN DIE VERFASSUNG DER USA   311

 
Verfügt eine Bank erst einmal über die Geldschöpfungsbefugnis,
kann sie diese Macht auch zum Selbstschutz durch Bestechung
einsetzen. Um die Opposition zu unterdrücken, gewährte Biddle den
Zeitungsherausgebern riesige »Darlehen«:25

Sogar der »große« Daniel Webster* wird bestochen

Jackson legte sein Veto gegen eine Verlängerung der Lizenz ein und
wies den Schatzminister Louis McLane an, die Staatseinlagen in Höhe

----------------------------------------------------------------------
* Daniel Webster (1782-1852), amerikanischer Politiker. Vertrat zuerst als Föderalist,
dann als Whig die merkantilen und industriellen Interessen Neuenglands. Als Außenminister
gelang ihm ein Ausgleich mit Großbritannien über die lange umstrittene
Nordostgrenze der USA. (Brockhaus)



312   Die erste Geldausgabe der Vereinigten Staaten


von etwa $ 7 Millionen aus der Bank zu nehmen. McLane lehnte dies
ab und mußte deshalb durch William Duane ersetzt werden, der sich
ebenfalls weigerte und daher von Generalstaatsanwalt Roger Taney
abgelöst wurde. Taney zog die Staatsgelder nach und nach aus der
Bank und hinterlegte sie bei anderen Banken.
...
Im Januar 1835 scheiterte ein Mordanschlag auf Jackson, weil zwei
Schüsse im Nebel ihr Ziel verfehlten.

Martin van Burens* Kursänderung

Van Burens Berater hatten kein schlüssiges Geldkonzept vorgelegt.

-----------------------------------------------------------------
* Martin van Buren (1782-1862), achter Präsident der USA (1837-1841).


            16 STAATLICHE UND PRIVATE GELDEMISSION DER USA   315

 

16. Kapitel  Ein Vergleich zwischen der staatlichen und der privaten Geldemission der Vereinigten Staaten




Unsere Betrachtung der griechischen, römischen, byzantinischen,
venezianischen, niederländischen und englischen Geldsysteme
hat gezeigt, daß die Geldkontrolle immer in den Händen der
höchsten weltlichen oder geistlichen Macht lag.
...
Haben private Geldsysteme wirklich bessere Ergebnisse erzielt als staatliche?

Die Erfahrungen der USA mit staatlich emittiertem Geld


            16 STAATLICHE UND PRIVATE GELDEMISSION DER USA   317


Die First Bank of the United States: eine Privatbank trotz föderaler Charter

Wie den meisten Berichten zu entnehmen ist, führte diese Bank ihre
Tätigkeiten sehr umsichtig aus. So vergab sie nur etwa drei Kreditdollar
auf jeden Dollar, den sie als Reserve hielt.

Die staatlich genehmigten Privatbanken


318   Die Erfahrungen der USA mit privat emittiertem Geld



  In diesem Zeitraum
erzielten die privaten Geldemittenten also durch das Drucken von
Papiergeld große Gewinne. Die Rechnung dafür bezahlte aber zum
Großteil die Nation. Wer kann da noch behaupten, daß die Tätigkeiten
der Privatbankiers vertrauenswürdiger oder gar den Maßnahmen
der Regierung vorzuziehen waren?
...
Für Archibald Murphy, den Vorsitzenden eines Gesetzgebungskomitees
in North Carolina, waren die Tätigkeiten der Bank, die sowohl
staatliche Banken als auch Privatpersonen in den Ruin trieben,
das größte Verbrechen seit Jahren.5


            16 STAATLICHE UND PRIVATE GELDEMISSION DER USA   319

 

Am 17. September 1820 trieb ein Beamter bei einer Bankfiliale
Steuergelder in Höhe von $ 100 000 ein, indem er über den Schalter
sprang, sich Zutritt zum Tresorraum verschaffte und die Steuersumme
gewaltsam an sich nahm. Diese Tat sorgte im ganzen Land für
große Aufregung.6

Die Funktionsweise des free banking


320   Die Funktionsweise des free banking



Der Geldhistoriker William G. Sumner stellte fest: »Der Münzgeldbestand
der Banken war unbedeutend und wurde rechtzeitig vor
den Inspektionends*) von Bank zu Bank verschoben.«9
...
 Zitat von Hezekia Nile (»Die von den Banken ersonnenen
schlimmen Gemeinheiten übersteigen die Vorstellungskraft ehrlicher
Menschen«) oder von William Gouge (»Das Bankensystem ist die
Hauptursache der sozialen Mißstände in den Vereinigten Staaten«).

Gouges Darstellung des frühen Bankwesens

Von größerer Bedeutung für die heutige Zeit ist
die Beschreibung betrügerischer Prinzipien, die, wie Gouge schlußfolgerte,
dem Bankwesen zugrunde lagen.

Kennt man Gouges Buch, so sieht man, daß der Schaden, den das
Bankwesen der Gesellschaft zufügt, keine Errungenschaft unserer
Zeit ist. Dieser soziopathische Aspekt des Bankwesens ist längst erkannt
und kommentiert worden.
ds**)

------------------------------------------------------------------------
ds*) Heute würde man das als Bankenstresstest bezeichnen, vielleicht gemacht nach der gleichen Methode.
ds**) also alte Kamellen, trotzdem kaum bekannt!!; Grossmarkierung des Textes von den Bloger.


            16 STAATLICHE UND PRIVATE GELDEMISSION DER USA   321

 
Wie die Banken zu »ihrem« Geld kamen

Wenn die Menschen hören, so Gouge, daß Banken ein Kapital von $
500 000 oder $ 1 000 000 haben, glauben sie, diese Institutionen hätten
wirklich so viel Geld. Doch das ist nicht wahr. Die Banken schaffen
ihr Eigenkapital genauso, wie sie das Geld schaffen, das sie verleihen.

Spekulationen mit dem Aktienkapital

Im 18. Kapitel seines Buches hob Gouge hervor, daß ein Großteil des
von den Banken praktizierten Spiels darin bestand, die Bankaktien zu
manipulieren.


322   Gouges Darstellung des frühen Bankwesens

 

Banken stützen sich auf das Vermögen der Allgemeinheit

Da das Vermögen der Allgemeinheit die Banken trägt und da umgekehrt
die Banken keineswegs das Vermögen der Allgemeinheit fördern,


            16 STAATLICHE UND PRIVATE GELDEMISSION DER USA   323

 

   New Yorks Sicherheitsfonds-System


324   Maßnahmen gegen die privaten Staatsbanken



Außerdem begrenzte der Fonds die Notenausgaben
der Banken auf das Doppelte und ihre Darlehen auf das
2½fache ihres Kapitals12 Dieses System funktionierte ausgezeichnet,
doch war New York die Ausnahme; die meisten Bundesstaaten hatten
kein vergleichbares System.ds*)

---------------------------------------------------------------------
ds*) d.h. die Bank dürfte etwa 2,5 mal ihr eigenes Kapital auf Spiel setzen. Im Fall der Detuschen Bank waren laut Bericht vom 12.04.11 Aktiva ~ 1 Billion €, das eigene Kapital ~50 Mrd. €, damit ist das Risko 20, fast 5 mal so gross, falls der Bericht die Zahlen nicht manipuliert hat; Kommentar von den Bloger.

 
17. Kapitel Greenbacks— echtes amerikanisches Geld



Die beste Währung, die eine Nation jemals gehabt hat.
S. G. Fisher



Der greenback wird heute häufig mit wertlosem Papiergeld
assoziiert. Dabei handelt es sich vermutlich um das beste Geldsystem,
das Amerika jemals hatte.

Amerika vor dem Sezessionskrieg


330 Amerika vor dem Sezessionskrieg


In Chicago wurden allein von McCormick jährlich 4000 mit Dampf
betriebene Traktoren produziert; und es gab noch weitere 100 Her -
steller. In den Häfen der großen Seen und am Mississippi herrschte
enorme Aktivität. Die in Amerika gebauten Schiffe gehörten zu den
besten der Welt. 1854-1855 wurden mehr als eine Million Bruttoregistertonnen
gebaut – eine Tonnage, die erst 1917 wieder erreicht
werden sollte. Das erste transatlantische Telegraphenkabel wurde
1866 verlegt.

   Chaotische Verhältnisse im Bank- und Geldsystem

Die Bankgeschäfte wurden von
1606 state banks abgewickelt, von denen jede machte, was ihr gerade
einfiel. 7000 verschiedene Arten von Banknoten waren in Umlauf,
von denen mehr als die Hälfte falsch war.2


                        17 GREENBACKS - ECHTES AMERIKANISCHES GELD 331


Ungleiche Verteilung des Wohlstandes

Zum Bruch zwischen Nord- und Südstaaten kam es nicht von selbst.
Mit eine Ursache dieser Entwicklung war die hauptsächlich von
Elementen aus dem Nordosten der Vereinigten Staaten betriebene
Piraterie auf dem Banken- und Finanzsektor.
...
Als im April 1861 der Bürgerkrieg ausbrach, war es nur eine Frage
der Zeit, bis alle Banken ihre Zahlungen aussetzten. Wieder einmal
wurde es dem Staat überlassen, die Situation zu retten – diesmal mit
den greenbacks.

Die Einführung des greenback

   Wie sollte man für die Kriegskosten aufkommen?
 
1861 belief sich das nationale Einkommen auf $ 4,3 Milliarden jährlich
bzw. auf $ 140 pro Kopf.
...
Lincoln hatte Salmon P. Chase zum Schatzminister ernannt. In
einem frühen Finanzierungsplan schätzte Chase die für den Krieg
benötigte Summe auf $ 381 Millionen


                        17 GREENBACKS — ECHTES AMERIKANISCHES GELD 333

 

Die Ausgabe der greenbacks wird auf einen Wert von $ 450 Millionen limitiert

Der Kongreß autorisierte das Schatzamt, unverzinsliche greenbacks
im Wert von $ 150 Millionen mit Stückelungen nicht unter $ 5 auszugeben.
Sämtliche an die Vereinigten Staaten gehenden Steuern und
Abgaben konnten mit ihnen beglichen werden, ausgenommen Einfuhrzölle,
die nach wie vor in Münzgeld entrichtet werden mußten.
Auch für Forderungen an die Vereinigten Staaten mußte der greenback
akzeptiert werden, ausgenommen die Zinsen auf US-Schatzanleihen,


334 Die Einführung des greenback

 

   Präsident Lincolns Reaktion auf den greenback


Lincoln unterstützte also das Privileg der Bankiers, Geld zu schöpfen.


                        17 GREENBACKS - ECHTES AMERIKANISCHES GELD 337

 

   Und außerdem war Krieg

– einen Krieg, in dem 13% der Bevölkerung bei den Streitkräften
dienten und der 625 000 Menschen das Leben kostete.


338 Die Entwicklung des greenback und der Preise

 

   Wurden Gläubiger durch die greenbacks benachteiligt?

Die allgemeine Aussetzung der Konvertibilität durch die Banken
im Dezember 1861 machte deutlich, daß die Metalldeckung der Banken
ein Märchen, ein Betrug war.
...
 Es gab zwar einige
Versuche, die Rückzahlung von Münzgeld zu erzwingen, der Supreme
Court wies solche Klagen jedoch ab.


340 Der National Banking Act von 1863/64


Der National Banking Act von 1863/64

Bestimmungen des National Banking Act

Durch dieses Gesetz wurde ein System nationaler Bankenvereinigungen
(National Banking Associations) geschaffen, das unter der Aufsicht
eines vom Schatzministerium neu bestellten Währungskommissars
(Comptroller of the Currency) stand. Mit dem Gesetz wurden
einige dem Betrug Tür und Tor öffnende strukturelle Fehler beseitigt,
die mit dem Bankwesen in Amerika generell einhergehen:

– Vierteljährliche Finanzberichte mußten vorgelegt werden.

– Das Eigenkapital der Banken wurde gestärkt, da zur Gründung
einer Bank mindestens $ 50 000 notwendig waren.
Die Verschuldung einer Bank durfte das in sie eingezahlte Kapital
in US-Noten nicht übersteigen.

– Die Reservehaltung der Banken wurde verbessert, da jede Bank
zum Kauf von Schatzanleihen verpflichtet war, deren Wert minde-

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* Vor dieser Korrektur im Jahr 1864 hieß das Gesetz National Currency Act. (A. d. Ü.)


                        17 GREENBACKS - ECHTES AMERIKANISCHES GELD 341


stens einem Drittel des eingezahlten Kapitals, mindestens jedoch
$ 30 000 entsprechen mußte.

– Zu Beginn wurde jeder Aktionär der Bank persönlich für die Verpflichtungen
seiner Bank haftbar gemacht, und zwar bis in Höhe
des doppelten Nennwerts seiner Aktien.
...
–  Eine Reservehaltung in Höhe von 25% (in kleineren Orten 15%)
des Werts ihrer umlaufenden Noten und Einlagen war erforderlich.

342 Der National Banking Act von 1863/64

 

   Der National Banking Act erschwert den Banken Betrug im herkömmlichen Sinn

Die Banken haben immer zwei Möglichkeiten, der Gesellschaft zu
schaden. Zum einen gibt es Bankiers, die auf ganz herkömmliche Art
und Weise ihren Machenschaften nachgehen, ganz gewöhnliche Betrüger
also

   Der Banking Act erleichtert jedoch »strukturellen« Betrug durch die Banken

Zum zweiten gibt es Bankiers, die das »Gesetz« nicht brechen, sondern
sich genau daran halten. Diese Finanziers begehen »strukturellen«
Betrug, d. h. sie profitieren bewußt von den Schlupflöchern, die durch
unzureichende, schlecht formulierte oder auch absichtlich falsch
ausgelegte Gesetze geschaffen wurden.


                        17 GREENBACKS - ECHTES AMERIKANISCHES GELD 343

 

Als weiteres Beispiel für Betrug dieser Art kann auch die Praxis der
Banken dienen, Zinsen für Geld zu verlangen, das von ihnen quasi
aus dem Boden gestampft wurde.
...
Betrügern dieser Art ist wesentlich schwerer Einhalt zu gebieten als
gemeinen Dieben. So ist es der Gesellschaft – egal, in welchem Land –
bis auf wenige Ausnahmen nicht möglich, diesen Machenschaften ein
Ende zu setzen, und sie muß hilflos mit ansehen, wie die Banken
immer wieder auf völlig legale Art ihre Volkswirtschaft und manchmal
auch die Nation zerstören.


344 Der Kampf um die greenbacks



Der Kampf um die greenbacks


Kaum war der Sezessionskrieg zu Ende, begannen auch schon die
Attacken gegen den greenback.

   Pfaffe und Professor—vereint gegen den greenback

Den größten Schaden erlitt der greenback jedoch durch die verunglimpfenden
Attacken der Kirchen und Universitäten des religiösen
Establishments.


                        17 GREENBACKS - ECHTES AMERIKANISCHES GELD 345

 

In den 60er und 70er Jahren des 19. Jahrhunderts manifestierte sich
diese von religiösen Gruppen ausgeübte Kontrolle auch im Kampf
um den greenback. Mit ihnen zusammen kämpften die klassischen
Wirtschaftswissenschaftler.

Die Unverfrorenheit monetärer Verbrecher

Von Beginn an waren die Geistlichen aktive Parteigänger der Bankiers,
indem sie Münzgeld mit Tugend assoziierten. Die calvinisti -
schen Gruppierungen nahmen bei der von religiösen Gruppen aus-


346 Der Kampf um die greenbacks

 
gehenden Attacke auf das Finanzwesen eine führende Stellung ein. 20

Die Verteidigung des Münzgelds durch die Christen ds*) führte schließlich
zu einem sehr unchristlichen Fetischismus, durch welchen den
Edelmetallen eine fast übernatürliche Macht zuerkannt wurde.
..
Durch die nicht abreißende Berieselung
durch Pfarrer und konfessionelle Zeitungen erhielt das Münzgeld
einen Anflug von Heiligkeit.
..
Wollten diese calvinistischen Gemeinden die Geldmacht in ihren
Händen wissen, weil sie sich als »auserwählt« betrachteten?

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ds*) Hauptsächlich Calvinisten; vgl. auch S. 355


                        17 GREENBACKS - ECHTES AMERIKANISCHES GELD 347

 
   Lyman Dewolf

Lyman E. Dewolf machte seine Absichten 1869 wie folgt deutlich:
»Die ungeheuerlichen und ungerechten Forderungen der Kapitalisten,
gepaart mit dem ungeordneten Zustand der nationalen Finanzen,
der hauptsächlich durch das von ihnen unterstützte fehlerhafte
System verursacht wurde, erfordert die Veröffentlichung eines solchen
Werks zum frühestmöglichen Zeitpunkt.«21
...
 »Nehmt Gold und Silber den schützenden
Schild des Gesetzes, den die verschiedenen Münzbestimmungen, die
den Gebrauch dieser Metalle regeln, darstellen ... und die Bestimmung
sowohl ihres Wertes als auch ihrer Verwendung ist mit Schwierigkeiten
verbunden.«


348 Die Verteidiger des greenback

 

   Benjamin Butler ist die Problematik klar

Der Wert der Währung dieses Landes, ihr Volumen,
ihre Stabilität und der Wert sämtlichen Besitzes des Landes sollen
nicht länger von den Paniken, Launen, Spekulationen oder den Bedürfnissen
europäischer Bankiers oder asiatischer Kaufleute abhän-


                        17 GREENBACKS - ECHTES AMERIKANISCHES GELD 349

 
gen. ...  ... Ich setze mich für dieses Geld
ein, das für ein aufgeklärtes und freies Volk ein bei weitem besseres
Tauschmedium ist als Gold oder Silber — das Geld von Barbaren und
Despoten.«23


                18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 351

 
18. Kapitel Die monetären Verbrechen des 19. Jahrhunderts—die großen Demonetisierungen


Bei der hier und in Europa angezettelten Verschwörung,
die zum Ziel hat, über die Gesetzgebung und auf anderem Weg
zwischen drei Siebteln und der Hälfte des Metallgelds der Welt zu
vernichten, handelt es sich um das größte Verbrechen dieser und
auch jeder anderen Epoche.
John G. Carlisle, Schatzminister der Vereinigten Staaten

Im Jahr 1800 existierte die Bank of England schon über
ein Jahrhundert. In dieser Zeitspanne war es ihren Drahtziehern gelungen,
die Macht und den Reichtum von der Gesellschaft auf die
Bankleute zu verlagern. Durch den Mißbrauch der Geldmacht der
Nation begannen die »Finanziers«, die der Regierung zuvor untergeordnet
gewesen waren, Regierung und Gesellschaft zu dominieren.
... So wurde das 19. Jahrhundert Zeuge monetärer Verbrechen
immensen Ausmaßes.


352 Warum Bankiers an einer Deflation gelegen ist

 

Warum Bankiers an einer Deflation gelegen ist

Kontrollieren Privatleute ein Währungssystem, werden sie dieses
Optimum kaum anstreben wollen. In der Regel wird die Geldmenge
zunächst in einem zu großen Ausmaß erhöht, woraus ein beträcht -
licher Wertverlust der Währung (»Inflation« oder – treffender – »Abwertung«
der Währung) resultiert. Durch diese Entwicklung wird die
Nation zum Schuldner derer, die die Geldmacht innehaben. Das neu
geschöpfte Geld wird nämlich hauptsächlich für die Produktion von
Gütern verwendet, die in Kriegszeiten vernichtet wurden, und nicht
etwa in produktivitätssteigernde Maschinen oder in die Infrastruktur
der Gesellschaft investiert.

Dann, wenn allen klargeworden ist, daß der Währung auf diese Art
geschadet wird, wird (immer bei privater Kontrolle des Geldsystems)
die Geldmenge als Gegenreaktion häufig extrem verknappt, wodurch
der Wert einer Währungseinheit steigt und Staat und Privatleuten die
Rückzahlung der aufgelaufenen Schulden erschwert oder sogar unmöglich
gemacht wird. Dieser Prozeß hat dramatische Konsequenzen,
da Reichtum und Macht von der Gesellschaft als Ganzes auf
deren reichste Elemente verlagert werden – auf die Bankiers und andere
Gläubiger.


18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 353

 

   Weltweite Schritte zur Demonetisierung und Deflation

Geschehnisse zwischen 1500 und 1700 befürchtet wurde. Da Europa
damals mit amerikanischem Edelmetall regelrecht überschwemmt
wurde (siehe 8. Kapitel), verloren Gold und Silber über 80% ihres
Werts.


354 Warum Bankiers an einer Deflation gelegen ist

 

Die weltweite Demonetisierung des Silbers

Der wichtigste Schritt in Richtung Deflation war die Einführung
eines Goldstandards und die Demonetisierung des Silbers. Silber
konnte also nicht mehr zur Tilgung von Schulden verwendet werden.
Diese Entwicklung nahm im Mai 1774 in England mit der gesetzlichen
Vorschrift ihren Anfang

Probleme des Bimetallismus


18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 355



  »Der Vorteil, der aus dem Handel mit Edelmetallbarren sowie aus dem
Verständnis für den Effekt erwächst, den das unterschiedliche Wertverhältnis
in verschiedenen Ländern hat, war nur den Juden und den
Italienern bewußt. Sie wickelten ihren Handel ganz im geheimen ab,
und die Gesetzgebung registrierte nur dessen Resultat, nämlich das
Schwinden und den Mangel von Münzgeld.«

   Der uralte Wertverhältnis-Mechanismus schlägt ein letztes Mal zu

Frankreich hatte ein bimetallisches System, es verwendete von
1803 bis ca. 1848 jedoch hauptsächlich Silbergeld. In Belgien, das sich
1831 von den Niederlanden abgespalten hatte, machte französisches
Geld 1860 87% des Geldumlaufs aus. Die Schweizer bedienten sich
ebenfalls des französischen Geldsystems und hatten es zum legalen


356   Probleme des Bimetallismus

 
Zahlungsmittel erklärt. 1862 hatten auch die Italiener das französi -
sche System angenommen und verzichteten somit auf ein eigenständiges
Geldsystem.

Die Lateinische Münzunion

... die Silberexporte nach Indien stiegen
weiter an: 1862 waren es 91 Millionen, 1863 126 Millionen und
1864 129 Millionen Rupien3

Einige Mitgliedländer dieser Kommission bildeten die Lateinische
Münzunion (Frankreich, Schweiz, Belgien, Italien und Griechenland).
Von 1865 bis 1873 war innerhalb dieser Union eine relativ
schnell voranschreitende Entwicklung weg von der Demonetisierung
von Gold hin zur Demonetisierung von Silber zu verzeichnen.4
...
1867 waren die meisten europäischen Länder, die Vereinigten Staaten
und Rußland in dieser Union vertreten – insgesamt waren es 19
Mitglieder. Bezeichnenderweise trat England der Union nie bei.
...
1870 führte das Land Krieg gegen Frankreich und
gewann. Bismarck holte aus Frankreich eine noch nie dagewesene
Kriegsentschädigung von 5 Milliarden Franc heraus.


18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 357



1873 verkauften – eine Maßnahme, die den Druck auf das Silber noch
erhöhte.5 Im Juli 1873 wurde das Silber im Deutschen Reich vollständig
demonetisiert, womit Frankreich zur einzigen größeren Nation
in Europa wurde, die noch Silbergeld verwendete.
...
1878 erklärte sich Frankreich bereit, die Silbermünzen
des Landes auf Wunsch in Gold einzulösen, und stellte
die Prägung neuer 5-Franc-Silbermünzen ein. Aus praktischen Erwägungen
war nun ganz Europa dem Goldstandard beigetreten.

   Die Deflation erreicht Japan

Japans Zentralbank war in Privatbesitz, und zwar unter der Kontrolle
der Mitsui-Gruppe, des ältesten Unternehmens der Welt. Die-


358   Die Lateinische Münzunion


ses Unternehmen entstand 1616, als dessen Gründer Sokubei Takatoshi
auf seinen Status als Samurai verzichtete und statt dessen Kaufmann
wurde. Unter seinem Leiter Minomura Rizeamon, einer rätselhaften
Figur mit dem Beinamen »Mann aus Nirgendwo«, erlangte
das Unternehmen 1882 in Japan die führende Position. Rizeamon
sorgte dafür, daß Japan, wie auch der Rest der Welt, eine deflationistische
Politik betrieb.7

Ein weiterer erwähnenswerter Punkt der japanischen Geldpolitik
ist in der Tatsache zu sehen, daß der deflationistische Effekt nicht –
wie sonst üblich – über den Goldstandard erreicht wurde, sondern
durch den Einzug der Han satsu, also der seit dem 17. Jahrhundert
von etwa 250 Clans ausgegebenen, als offizielles Zahlungsmittel anerkannten
Papierwährungen.

Die Hälfte des Münzgelds der Welt wird vernichtet

»Mr. Carlisle [der spätere Schatzminister, 1893-1897] stellte am 21.
Februar 1878 im Repräsentantenhaus fest: >Bei der hier und in [Kontinental-]
Europa angezettelten Verschwörung, die zum Ziel hat, über
die Gesetzgebung und auf anderem Weg zwischen drei Siebteln und
der Hälfte des Metallgelds der Welt zu vernichten, handelt es sich um
das größte Verbrechen dieser und auch jeder anderen Epoche.«<8


18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 359


   Der Machtzuwachs in Amerika

Rußland war die einzige europäische Nation, die den Norden mit
dem Aussenden einer Flotte von Kriegsschiffen unterstützte.
Dreimal wurde Nordamerika deflatorisch attackiert:
– durch die Greenback-Anleihen
– durch Versuche der Abschaffung der greenbacks
– durch die »heimliche« Demonetisierung des Silbers

Die erste Attacke: die Greenback-Anleihen


360   Die erste Attacke: die Greenback-Anleihen

 

Die Rückzahlung in Gold hätte dem englischen Baron James Rothschild,
seinen Kunden und anderen Bankiers zwei unverdiente Vorteile
eingebracht: zum ersten den offensichtlichen Gewinn in Höhe
von 30%, zum zweiten Zinsen auf das Gold, das die Vereinigten
Staaten von Baron Rothschild, anderen Bankiers und deren reichen
Kunden in Europa hätten aufnehmen müssen, da sie selber zuwenig
davon hatten.
...
Nicht ohne Grund wird hier Baron Rothschild besonders herausgestellt:
Die Aktivitäten seines Mittelmannes in Amerika (August
Belmont) während des Kampfs um den greenback können zurückverfolgt
werden. Belmont war auch eine wichtige Persönlichkeit innerhalb
der Democratic Party.

Die Democratic Party wird von den Bankiers während des Präsidentschaftswahlkampfes von 1868 sabotiert


18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 361



Grants erste
Amtshandlung im März 1869 bestand darin, den sogenannten Credit
Strengthening Act
der Bankiers zu unterzeichnen, in dem die Rückzahlung
von Schatzanleihen in Gold zugesichert wurde – ein Gesetz,
gegen das Grants Vorgänger Johnson sein Veto eingelegt hatte.


  364   Die zweite Attacke: Versuche zur Abschaffung der greenbacks

 

   Die erste »Kommunisten«-Panik in den Vereinigten Staaten

Um die Wähler in Panik zu versetzen, verwendeten die Republikaner
den Trick mit der »kommunistischen Bedrohung«. Am 12. Oktober
1875 stand in der Cincinatti Daily Gazette: »Für die Demokraten zu
stimmen, bedeutet die Unterstützung ... einer kommunistischen Revolution.«18

   Der finanzielle Zusammenbruch von 1873

Am 20. September 1873 kam es auf den amerikanischen Märkten zu
einem massiven Preissturz, und die New Yorker Börse mußte schließen.
...
  In dieser Zeit wurde jedoch das Silber demonetisiert,
und größeren Spekulanten hätte der daraus resultierende deflatorische
Effekt bewußt sein müssen.


18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 365



Mit seinem Veto fügte Grant der Republican Party
großen Schaden zu. In den Wahlen von 1874 verlor sie die Kontrolle
im Kongreß. Doch noch bevor die unterlegenen Kongreßabgeordneten
ihre Sitze räumen mußten, wurde der Resumption Act verabschiedet.


368   Die dritte Attacke: die »heimliche« Demonetisierung des Silbers

 

Das »Verbrechen von 1873« wird entdeckt


18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 369

 

Del Mar beurteilte die Angelegenheit wie folgt: »Der Silberdollar
wurde einzig und allein fallengelassen, um den Wert des Golddollars
zu erhöhen und somit die Schulden der Nation zu verdoppeln. «25

370   Die dritte Attacke: die »heimliche« Demonetisierung des Silbers

 

   Die Untersuchung der US-Währungskommission von 1876

Cernushi
hatte den Begriff »Bimetallismus« geprägt. Seine Einschätzung
ist eine vernünftige Zusammenfassung der Situation: »Es wurde verabschiedet,
ohne daß die Nation Kenntnis davon gehabt oder den
Prozeß mitverfolgt hätte. ... Nach diesem Gesetz riefen weder öffentliche
oder politische Versammlungen noch Petitionen des Volkes. ...
Vorbereitung und Verabschiedung des Gesetzes entgingen der Presse,
oder sie schwieg dazu. Wäre allgemein bekannt gewesen, daß in dem
Gesetz eine so bedeutsame Problematik wie die Demonetisierung des
Silbers lauerte, hätte dies im ganzen Land die umfassendsten Diskussionen
ausgelöst. ... Für die Verabschiedung der Gesetze von 1873 bis
1874, aufgrund deren das Silber demonetisiert wurde, sind niemals
überzeugende oder nachvollziehbare Gründe irgendwelcher Art angeführt
worden.«26


18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 371



   Die Silberkontroverse als Ablenkungsmanöver

Die eigentliche Frage, ob die Kontrolle des Geldsystems privaten Bankiers
oder dem Staat anzuvertrauen sei, wurde von der Diskussion um den
greenback in den Hintergrund gedrängt. Es liegt durchaus im Bereich
des Möglichen, daß die vehemente Reaktion auf die Aufdeckung der
Silberdemonetisierung fest einkalkuliert und somit geradezu erwünscht
war, da durch die allgemeine Entrüstung von der viel wesentlicheren
anderen Frage abgelenkt werden konnte.

Die Vereinigten Staaten remonetisieren das Silber

Ganz anders verhielt es sich jedoch bei der Verabschiedung des
Sherman-Gesetzes 1890. Mit diesem Gesetz wurden die Vereinigten
Staaten verpflichtet, monatlich 4,5 Millionen Unzen Silber zu erwerben,
also jährlich 17 Millionen Unzen mehr, als die US-Minen hergaben.
Dieses Gesetz ermöglichte es den europäischen Finanziers,


372   Die Vereinigten Staaten remonetisieren das Silber

 
ihre demonetisierten Silberbestände gegen US-Gold einzutauschen,
und zwar zu $ 1,29 pro Unze, einem künstlich festgelegten Preis, der
vorteilhafter war als jener, der sich aus dem in Amerika gültigen
Silber-Gold-Wertverhältnis von 16 : 1 ergeben hätte.
...
 Die letzten Hoffnungen mußten begraben werden, als die
britische Regierung in Indien die unbegrenzte Prägung von Silbermünzen
einstellte, wodurch der Markt für ein Drittel der weltweiten
Silberproduktion geschlossen wurde.

   Die weltweite Panik während der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts

In dieselbe Zeit wie die absurden Vorgänge um das Silber fiel der Konkurs
der Baring Brothers in London, der 1890 durch deren hirnrissige
Spekulationen in Argentinien verursacht wurde. Diese Pleite hatte
Auswirkungen auf sämtliche Finanzzentren der Welt; 1893 sollten
auch die Vereinigten Staaten die Folgen zu spüren bekommen.


18 DIE MONETÄREN VERBRECHEN DES 19. JAHRHUNDERTS 373


Die Geldknappheit in den Vereinigten Staaten von den 60ern  bis in die 90er Jahre des 19. Jahrhunderts

Nach dem Sezessionskrieg führten die oben geschilderten Ereignisse
in den Vereinigten Staaten (und im Ausland) zu einer Geldknappheit,
die fast drei Jahrzehnte lang zu spüren war.
...
Einem Index zufolge, dem die Statistiken des Aldrich Report (siehe
nächstes Kapitel) und des US Bureau of Labor zugrunde liegen, stieg
der Dollar von 1865 bis 1895 um etwa das Dreifache an.29

... es nicht die absolute
verfügbare Geldmenge ist, die zu Inflation oder Deflation führt,
sondern die Geldmenge im Verhältnis zu Bevölkerungszahl und wirtschaftlicher
Aktivität, für die diese Geldmenge genügen muß.


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 375



19. Kapitel Der Triumph der Bankiers — die Einrichtung des Federal Reserve System



Die Bankiers werden die Verabschiedung von Gesetzen
propagieren, durch die ihre Macht gestärkt wird. Sie werden nie
aufhören, mehr zu wollen, solange es noch mehr gibt, das den hart
arbeitenden Massen des amerikanischen Volks abgepreßt werden
kann.
Peter Cooper an Ulysses Grant, 1. Juni 1877



Mit der Einführung des greenback konnte jedoch ein großer Teil
der monetären Probleme der Vereinigten Staaten gelöst werden, da
mit dieser Methode der Geldschöpfung weder Schulden noch Zinszahlungen
verbunden waren.

Die volksnahen Parteien – von den Bankiers in die Tasche gesteckt


376   Die volksnahen Parteien — von den Bankiers in die Tasche gesteckt

 

Wucher auf umfassende Art und Weise definiert wird, nämlich als
»Mißbrauch des monetären Mechanismus einer Gesellschaft mit
dem Ziel der ungerechtfertigten Bereicherung«.


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 377



   Einige monetäre Highlights in der Bewegung der populists
Nach der verlorenen Wahl
sandte Cooper einen offenen Brief an Präsident Grant, in dem er
sich über die Geldmacht äußerte:

»Diese Leibeigenschaft hat ihre diversen Zentren und geheime
Macht in den mehr als 2000 Banken, die über das ganze Land hinweg
verteilt sind. ...  Der Kampf um die Geldmacht ist schon vom Anbeginn
der Geschichte dieses Landes zu beobachten.«1

378   Die volksnahen Parteien — von den Bankiers in die Tasche gesteckt



   Die Kampagne vonWilliam Jennings Bryan von 1896


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 379



»Das Recht, Geld herzustellen und auszugeben, liegt bei der Regierung.
Es ist Teil der Souveränität und kann ebensowenig an Individuen
delegiert werden, wie wir es uns leisten können, die Macht, über
strafrechtliche Bestimmungen oder das Erlassen von Steuern zu befinden,
an Privatpersonen zu delegieren.«3

   Die »Kreuz-aus-Gold-Rede«

Auf ihre Forderung nach dem
Goldstandard werden wir ihnen folgendes antworten: Auf die Stirn
der Arbeiterschaft werdet ihr diese Dornenkrone nicht drücken. Ihr
werdet die Menschheit nicht an ein goldenes Kreuz schlagen.«


380   Die volksnahen Parteien — von den Bankiers in die Tasche gesteckt



Verebbender Kampf um den greenback


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 381


   John P. Morgan

So wurden
im Jahr 1908 bei 183 Unternehmenszusammenschlüssen Aktien und
Anleihen in Höhe von $ 3,085 Milliarden emittiert bzw. aufgelegt,
und zwar basierend auf einem Kapital im Wert von nur $ 1,459 Milliarden.6
Durch den Unternehmenszusammenschluß gelangte Morgan
dank seiner Anteile an die Kontrolle der neuen Einheit.


382   Verebbender Kampf um den greenback

 


   Neue Goldfunde und neue Technologie bringen etwas Erleichterung

wurde die weltweit herrschende
Geldknappheit gegen Ende des 19. Jahrhunderts schließlich
durch einige glückliche Umstände gemildert: zum einen durch beträchtliche
Goldfunde in Afrika, Alaska und Australien, zum anderen
durch ein neues, mit Cyanidlösungen arbeitendes Verfahren bei der
Goldgewinnung, wodurch dem zermahlenen Gestein noch mehr
Gold entzogen werden konnte.

19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 383



Der Currency Act von 1900

Mit diesem Gesetz wurde in den Vereinigten Staaten der Goldstandard
eingeführt – $ 1 entsprach 25,8 Gran Gold. Da sich die Goldproduktion
zwischen 1890 und 1898 mehr als verdoppelt hatte,
stellte sich der mit einer solchen Maßnahme normalerweise einhergehende
deflationäre Effekt nicht ein.

Das Aufkommen gesellschaftlich verträglicher Lösungen des Geldproblems

Obwohl die Vereinigten Staaten nun schon seit 125 Jahren bestanden,
gab es noch immer kein einheitliches Währungssystem.

   Die Neuerungen von Schatzminister Shaw


384   Der Currency Act von 1900

 

Wenn das Geld knapp
war, sollten staatliche Mittel oder Anleihen in den Banken deponiert
werden; in Boomzeiten sollten die Gelder dagegen abgezogen werden:14


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 385



Die Panik von 1907

   Die Bankiers ergreifenMaßnahmen gegen gesellschaftlich verträgliche Lösungen

Es ist kaum erstaunlich, daß Shaws Vorschläge für ausgleichende Eingriffe
durch den Staat bei all denjenigen, die aus der Manipulation
des Geldsystems Profit schlugen, nur wenig Gegenliebe fanden. Jakob
Shiff war 1906 ein Partner der Kuhn Loeb Company, welche die Interessen
der Rothschilds in den Vereinigten Staaten vertrat. Shiff und
andere (Shaw inbegriffen) sprachen öffentlich die Befürchtung aus,
daß die Vereinigten Staaten ihrer schlimmsten Krise entgegengingen.
Diese Warnung ließ die Panik von 1907 erahnen.

Als versteckte Quelle der Panik von 1907 ist die Bank of England
anzusehen, die die britischen Banken im September 1906 anwies,
Finanzwechsel der Vereinigten Staaten nicht zu negoziieren, sondern
sie bei Fälligkeit in Gold bezahlen zu lassen.
...
Als Folge dieser Praxis wurde etwa 1% der US-Goldvorräte ins
Ausland verschifft, was ein Rückgang von ca. 2% der gesamten Geldmenge
der Vereinigten Staaten bedeutete. Dies war schon genug, um
die Bankenpanik von Oktober 1907 auszulösen.15 Die Art der Panik
war recht ungewöhnlich, denn sie »spielte sich ausschließlich innerhalb
des Bankensystems ab«16

Die Banken weigerten sich, ihren Einlegern Bargeld auszuzahlen;
... Es handelte sich um eine selbstverschuldete, unnötige Panik. Die großen
New Yorker Banken wurden später dafür kritisiert, daß sie ihre
Zahlungen trotz noch bestehender ausreichender Reserven eingeschränkt
hatten.


386   Die Panik von 1907



Die Panik von 1907 kann als modernes Beipiel für die Gefahr gelten,
die von einem Goldgeld-Standard ausgeht, der durch ausländische
Interessen nach Gutdünken manipuliert werden kann.

   Und wieder schreitet die Regierung zur Rettung ...

Wie gewöhnlich half die US-Regierung den Banken erneut aus der
Bredouille. Im November 1907 legte das Schatzministerium Anleihen
im Wert von $ 150 Millionen auf und erlaubte den Banken, diese als
zusätzliche Reserven zu halten

   Das Aldrich-Vreeland-System

In ihren Bemühungen um eine bessere Kontrolle über das US-Geldsystem
machten sich die Bankiers die Panik von 1907 zunutze: Der
erste Schritt war die Einführung des Aldrich-Vreeland-Systems, das
durch einen von der Regierung bestellten Währungskommissar kontrolliert
wurde. Mit diesem System wurden einige Banken autorisiert,
neues Geld auszugeben.
...
Dieses Interesse scheint Teil eines langfristigen Plans gewesen zu sein,


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 387


eine von Privatleuten kontrollierte Zentralbank zu etablieren,...
In einer Passage des Aldrich-Vreeland Act wurde die Bildung
einer aus 9 Senatoren und 9 Kongreßmitgliedern bestehenden
Kommission, der National Monetary Commission, vorgeschrieben.
Aldrich war Vorsitzender dieser Kommission. Die Kommission hatte
die Aufgabe, die Errichtung eines nationalen Zentralbankwesens zu
prüfen und entsprechende Gesetzesvorschläge zu machen.

Senator Nelson Wilmarth Aldrich (1841-1915), ein Mann der
Bankiers, gehörte zum Lager der Rockefellers. Er war der Großvater
mütterlicherseits des ehemaligen New Yorker Gouverneurs Nelson
Aldrich Rockefeller und dessen Bruders David Rockefeller von der
Chase Manhattan Bank.

Das Aldrich-Vreeland-System funktionierte gut; es war jedoch geplant,
es durch das Federal Reserve System zu ersetzen. ... Im letzten Band
wurde zur Schaffung der National Reserve Association, einer vollständig
privat kontrollierten18 Zentralbank, aufgerufen.


388   Das Federal Reserve System —eine heimlich etablierte private Zentralbank

 
Das Federal Reserve System — eine heimlich etablierte private Zentralbank

Woodrow Wilson, ein Calvinist, hatte in Princeton Nationalökonomie
gelehrt, bevor er 1912 aus seinem Elfenbeinturm geholt und zum
Präsidenten gemacht wurde. An der Johns Hopkins University war ihm
die klassische Laissez-faire-Ökonomie eingetrichtert worden.20


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 389


Lehrkräfte wie Wilson, Willis und J. Laurence Laughlin (Willis'
Lehrer), die zwar kaum etwas über die Geschäftswelt und den Handel
wußten, sich dafür durch ein aufgeblasenes Ego und eine geradezu
religiös anmutende Bindung an die falschen Theorien des Adam
Smith auszeichneten, waren für die europäischen und amerikanischen
Banker eine leichte Beute.

   Das Werk von EustaceMullins und Ezra Pound

Bis zum Ende der 50er und dem Anfang der 60er Jahre hatte in den
Vereinigten Staaten niemand eine Vorstellung davon, wie das Federal
Reserve System
funktionierte. Erst auf Initiative des US-amerikanischen
Dichters Ezra Pound und seines Schülers Eustace Mullins
wurde dessen Funktionsweise in verständlicher Form klar dokumentiert.
...  Eine seiner Grundanforderungen an seine Studenten
war die Lektüre sämtlicher Schriften Alexander Del Mars. Pound
wurde zu einem der bedeutendsten Dichter der Welt; Mullins' Werk
müßte eigentlich dieselbe Bedeutung erlangen, da er die betrügerische
Natur des Geld- und Bankensystems offenlegte.
...
Mullins' Buch The Federal Reserve Conspiracy kam 1952 heraus
und ist innerhalb der Literatur, in der seine Sichtweise vertreten wird,
nach wie vor das wichtigste Werk. Mit Mullins' Buch kamen einige im


390   Das Federal Reserve System —eine heimlich etablierte private Zentralbank

 
Hintergrund gedeichselte Aktivitäten hochrangiger Finanziers ans
Licht.


In den Wirtschaftsfakultäten von US-Universitäten wird Mullins'
Buch generell nicht diskutiert, da darin offen die Namen derjenigen
genannt werden, denen die Nation das Federal Reserve System zu verdanken
hat. Einige der Namen sind der Creme de la Creme des finanziellen
Establishments der USA zuzurechnen – Personen, die mit
ihren Spenden und Stiftungen die Colleges und Universitäten finanzieren.
Ein Teil der Namen ist jüdisch, und das zu diskutieren ist in
den Vereinigten Staaten fast unmöglich.

   Die Planung des Federal Reserve System

Im Jahr 1901 bildeten J. P. Morgan und die Kuhn-Loeb-Gruppe eine
Allianz, die unter dem Namen Northern Securities bekannt wurde.
Paul M. Warburg, ein kurz zuvor aus Deutschland immigrierter Partner
von Kuhn Loeb, bereiste die Ostküste und lehrte und schrieb über die
Währungsreform– eine Tätigkeit, für die er jährlich $ 500 000 erhielt.

Zum ersten detaillierten Plan für eine Zentralbank kam es 1910, als
Paul Warburg seinen Plan für die Etablierung einer United Reserve
Bank veröffentlichte.22
...
Daraufhin arrangierte Morgan ein
Treffen zwischen Aldrich und Warburg. Warburg wurde ihm als der
Mann vorgestellt, der zu einer professionellen Lösung des Problems
fähig war, wie Ely Garrison, persönlicher Freund und Finanzberater
sowohl von Roosevelt als auch von Wilson, in seinen Memoiren über
die Vorgänge um die Schaffung des Federal Reserve System berichtet.
Am 22. November 1910 verließen Warburg, Senator Aldrich, Frank
VanderLip von der National City Bank und weitere bedeutende Köpfe
des New Yorker Bankwesens mit einem Abendzug New Jersey, um zu-


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 391


sammen neun Tage in einer Jagdhütte auf Jeckyll Island, Georgia, zu
verbringen. Aus diesem Treffen resultierte der »Aldrich«-Bankenplan.
Der Haupturheber war Warburg, der allerdings von vornherein
der Ansicht war, daß der Plan unter Aldrichs Namen nicht im Kongreß
durchgehen würde, da dieser viel zu sehr mit den Interessen der
Bankleute assoziiert werde. Es stellte sich heraus, daß Warburg mit
seiner Einschätzung völlig richtig lag, denn die Gesetzesvorlage kam
im Weißen Haus nicht an Teddy Roosevelt, einem Republikaner, vorbei.

   Urheber? Urheber?

1912 gewann Wilson die Präsidentschaftswahlen, und die Bankleute
ließen die Gesetzesvorlage von Professor H. Parker Willis und Senator
Carter Glass neu schreiben. Das Resultat dieses erneuten Versuchs
war die sogenannte Owen-Glass-Gesetzesvorlage. Letztlich unterscheiden
sich die beiden Bankenpläne überhaupt nicht voneinander.
Zwar wurde in manchen Zeitungen auf die Ähnlichkeit zwischen
Aldrich-Plan und Federal Reserve System hingewiesen. 3
...
  In die Bresche sprang
William Jennings Bryan. Sein politischer Einfluß auf die Demokratische
Partei war notwendig, um die Gesetzesvorlage durch den Kongreß
zu bringen. Er war es, der den Kongreß zur Verabschiedung des
Federal Reserve Act bewegte. Er sorgte im Kongreß unter den Demokraten
für die nötige Parteidisziplin, um das Gesetz durchzupeitschen,
und wurde dafür mit dem Amt des Außenministers belohnt.24

   Die Bankleute geben vor, gegen die eigene Gesetzesvorlage zu sein

Um das Volk der Vereinigten Staaten noch weiter zu verwirren und es
gegenüber dem wahren Zweck des Federal Reserve Act blind zu machen,
begannen die wichtigsten Befürworter des Aldrich-Planes, Se-


392   Das Federal Reserve System —eine heimlich etablierte private Zentralbank

 
nator Nelson Aldrich und Frank VanderLip, über die Gesetzesvorlage
nach allen Regeln der Kunst zu lamentieren.25
...
Das Resultat all dieser Spielchen war, daß die Gesetzesvorlage am
19. Dezember 1923 im Senat mit 54 gegen 34 Stimmen und am 22.
Dezember im Repräsentantenhaus mit 298 gegen 60 Stimmen angenommen
wurde. Am 23. Dezember 1913 unterschrieb Wilson, und
der Federal Reserve Act war verabschiedet. Er verpflichtet die Federal
Reserve Banks
, eine elastische Währung, die Möglichkeit der Rediskontierung
kurzfristiger Titel, eine effektivere Überwachung des
Bankwesens in den Vereinigten Staaten und die Verwirklichung weiterer
erstrebenswerter Ziele zu gewährleisten.

Parallelen zur Gründung der Bank of England

Die historischen Parallelen zwischen der Etablierung des Federal Reserve
System
im Jahr 1913 und der Gründung der Bank of England im
Jahr 1694 sind nicht zu übersehen:


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 393



2. Die Gesetzgebung hing in beiden Fällen wesentlich von der Unterstützung
durch reiche und findige Kräfte aus dem Ausland ab. Die
Gründung der Bank of England wurde größtenteils von holländischen
und jüdischen Finanziers organisiert, die die hierzu notwendige
»Formel« mitbrachten und wichtige Impulse gaben. Die Formel
zur Gründung des Federal Reserve System stammte größtenteils von
den Kuhn-Loeb-Bankleuten, deren Interessen mit denen des europäischen
Hauses Rothschild verknüpft waren. Der immense Einfluß von
Paul Warburg auf das Federal Reserve System kann nicht angezweifelt
werden. Wie dem auch sei – auch der Einfluß Morgans darf nicht unterschätzt
werden, und ohne die Komplizenschaft, die Unterstützung
und das Zusammenhalten des amerikanischen »puritanischen« Establishments
wäre die Einrichtung des Federal Reserve System nicht
möglich gewesen.

3. Die Komplexität beider Institutionen
war das Resultat der Notwendigkeit, ihre Auswirkungen zu verschleiern,
daß nämlich die Souveränität über das Geldsystem von der Nation
auf Privatpersonen überging. Im Zusammenhang mit der Bank
of England hatte Paterson bemerkt, daß nur wenige imstande waren,
das Bankenprojekt richtig einzuordnen: »Aber diejenigen, die diesen
Plan unterstützen sollten und die auch den Einfluß dazu hatten, waren
nicht imstande, das Projekt zu verstehen.«
...
die Zeitschrift Nation. Sie wies darauf


394   Parallelen zur Gründung der Bank of England

 
hin, daß die Emission von US-Geld auf eine Gruppe von Personen
transferiert wurde, die weder gewählt waren noch abgewählt werden
konnten.27
...
Selbst innerhalb des Federal Reserve System hatte, abgesehen von
Paul Warburg und Benjamin Strong, dem ersten Chairman der Federal
Reserve Bank
in New York, fast niemand eine Vorstellung davon,
was geschehen würde. 29

4. Beide Institutionen waren in Privatbesitz, sollten jedoch als ein Regierungsorgan
erscheinen.


396   Die uralten Techniken monetärer Herrschaft

 
Die uralten Techniken monetärer Herrschaft

Das Federal Reserve System bediente sich monetärer Konzepte, mit
denen schon seit Jahrhunderten die Herrschaft über das Geldsystem
ausgeübt wurde.

Die in den Federal Reserve Act eingebauten Schutzbestimmungen


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 397



Schon am 21. Juni 1917 wurde die 100prozentige Golddeckungspflicht
für die Noten der Federal Reserve Bank auf eine nur 40prozentige
Deckung durch Gold und 60prozentige Deckung durch akzeptable
kurzfristige Handelspapiere reduziert.


398   Die uralten Techniken monetärer Herrschaft



   Das Federal Reserve System – ein System mit begrenzter Reservehaltung

Dasselbe geschieht beim Federal Reserve System, das mit begrenzter
Reservehaltung arbeitet: Die einzelnen Banken geben nicht mehr
Banknoten aus; sie vergeben Kredite, indem sie dem Kunden den jeweiligen
Betrag auf dessen Konto gutschreiben. Auf dieses Guthaben
kann der Kreditnehmer Schecks ausstellen. Diese Schecks wiederum
werden in anderen Banken deponiert – Bargeld wird nur selten abgehoben.
Dennoch geben die Bankleute vor, diese in ihrer Bank geschöpften
Kredite theoretisch auch in bar auszahlen zu können.

Problematisch wird es, wenn die Öffentlichkeit der Solvenz ihrer
Bank nicht mehr so recht traut und daher beginnt, Bargeld einem
Bankguthaben vorzuziehen. Systeme mit begrenzter Reservehaltung
stehen auf wackligen Beinen, denn wenn die Einleger in Panik geraten
und Bargeld abziehen wollen, läßt der Run nicht lange auf sich
warten, und die Banken schließen.
...
 Die meisten großen Banken könnten einem Run nicht
standhalten – von wenigen Ausnahmen vielleicht abgesehen.


19 DER TRIUMPH DER BANKIERS 399



Erwähnung verdient auch, daß der Staat 90% des Nettoeinkommens
aus den Zinsen erhält, die dem Federal Reserve System als Resultat
des Geldschöpfungsprozesses zufallen. Der größte Teil des Geldes
wird jedoch von den Mitgliedbanken geschöpft. Aufgrund der
Reservevorschriften ist es diesen Banken möglich, Kredite zu schöpfen,
die den Wert ihrer Reserven etwa um das Zehnfache übersteigen;
auch behalten sie das mit diesen Krediten erzielte Nettoeinkommen.
Hinzu kommt noch, daß das Federal Reserve System trotz hin und
wieder erhobener Forderungen noch niemals von einem unabhängigen
Gremium überprüft wurde.

   Mit dem Federal Reserve System entsteht die Einkommenssteuer

Die geringe Einkommenssteuer, die während des Sezessionskriegs erhoben
worden war, wurde vom Supreme Court als verfassungswidrig
erklärt. Um das Einkommen wieder steuerpflichtig zu machen,
wurde 1913 das 16. Amendement der Verfassung ratifiziert.

   Und noch etwas Positives ...


400   Die uralten Techniken monetärer Herrschaft

 

Kurz nach der Verabschiedung des Federal Reserve System war im
Kongreß der sogenannte Overmann Act verabschiedet worden, der
die US-Regierung zur Übernahme sämtlicher Vermögenswerte des
Systems und somit zur Kontrolle über das Geldsystem ermächtigte.
Dieses Gesetz wurde jedoch nach Ablauf von zwei Jahren ungültig,
ohne in Anspruch genommen worden zu sein.


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 401


 
20. Kapitel  Das Federal Reserve System ruiniert Amerika



Was ist das Bankwesen? Die gefährlichste und lächerlichste Form
der universellen Tyrannei, welche die Welt jemals zu vernichten
aufgefordert war.
Frederick Soddy, Nobelpreisträger1
 

Das System hat dazu geführt, daß etwas zum Herr wird,
das Diener sein sollte.
Der Erzbischof von Canterbury, 1942
 

Die Aufgaben des Federal Reserve System waren von Anfang
an unklar.
...
Das Federal Reserve System war zwar ein Zentralbanksystem, doch
sein Überwachungsorgan, der Federal Reserve Board in Washington
D. C., hatte anfangs nur geringe oder gar keine Kontrollbefugnisse über
die zwölf über das Land verteilten regionalen Federal Reserve Banks.*

--------------------------------------------------------------------------
* In Boston, New York, Philadelphia, Cleveland, Richmond, Atlanta, Chicago, St. Louis,
Minneapolis, Denver, Dallas und San Francisco.


402   Die Bankiers ziehen Mehrdeutigkeit vor


Diese zwölf Banken sind eigenständige Unternehmen im Besitz ihrer
Mitgliedsbanken und erhalten eine jährliche Dividende von 6% auf
ihre Anteile. Jede dieser Federal Reserve Banks wird von neun Direktoren
geleitet, die zu zwei Dritteln von den Mitgliedsbanken gewählt
und zu einem Drittel (Nichtbankiers) vom board in Washington ernannt
werden.

Ursprünglich bestimmten die zwölf Federal Reserve Banks den
Großteil ihrer Politik selbst, wobei sie sich der Führung der New Yorker
Federal Reserve Bank, dem eigentlichen Machtzentrum, unter -
ordneten. Deren Präsident, Benjamin Strong, war, so nimmt man an,
einer der beiden Männer, die das Federal Reserve System verstanden.
Der zweite war der deutsche Bankier Paul Warburg. Er war maßgeblich
an der Ausgestaltung des Systems beteiligt und gehörte dem Washingtoner
board an.

   Die Bankiers ziehen Mehrdeutigkeit vor

Der Federal Reserve Act enthielt keine besonderen Richtlinien zur
Wahrung einer adäquaten Geldversorgung, sondern räumte den
Bankiers einen breiten Ermessensspielraum ein.
...
So ist das System fest in
den Händen der Bankiers und ihrer Kriecher. In den Broschüren des
Federal Reserve System heißt es, das System arbeite wie ein Unternehmen
des »öffentlichen Dienstes«.

20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 403


Das Federal Reserve System startet gerade rechtzeitig

Das Federal Reserve System nahm seine Tätigkeit am 16. November
1914 mit Vermögenswerten von insgesamt $ 143 Millionen auf. Die
national banks, die nicht zur Mitgliedschaft verpflichtet waren, entschieden
sich nur schleppend für einen freiwilligen Beitritt.

Dennoch wurde das Federal Reserve System »gerade rechtzeitig
zum Ersten Weltkrieg« aktiv, wie der Außenminister Cordell Hull bemerkte.
Andere Beobachter staunten über den glücklichen Zufall.

   Die USA verkaufen Waffen an beide Seiten

Ab Dezember 1914 wandten sich sowohl die Mittelmächte als auch
die Alliierten an die USA, um sich um jeden Preis mit Kriegsgütern
einzudecken. Ein enormer Goldzufluß in die Vereinigten Staaten
setzte ein, ...    Bei Kriegsbeginn
waren die USA ein Nettodevisenschuldner von $ 3 bis 4 Milliarden
gewesen, bei Kriegsende dagegen waren sie ein Nettogläubiger von $
5 Milliarden.3

Präsident Wilson weigerte sich, auf die Warnung seines Außenministers
William Jennings Bryan zu hören, daß »Geld die schlimmste
aller Schmuggelwaren« sei.


404   Das Federal Reserve System startet gerade rechtzeitig

 

   Der Erste Weltkrieg stürzt die USA in große Schulden

Der Krieg hatte das Land
etwa $ 33 Milliarden oder 20-25% des Bruttosozialprodukts gekostet
und zu einer Staatsverschuldung von $ 24, 299 Milliarden im Jahre
1920 geführt – etwa das Zehnfache des bis dahin höchsten Schuldenstandes
aus dem Jahre 1866.6

Das Federal Reserve System destabilisiert das amerikanische Geldsystem

   1914-1919: eine klassische Goldinflation

Von Juni 1914 bis April 1917


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 405


stiegen der Geldbestand um 46% und die Großhandelspreise um
65% an. Von April 1917 bis Mai 1920 erhöhten sich beide Werte
nochmals um 49 bzw. 55%.8
...
Der Goldstandard des Federal Reserve Systemwar daher kein wirksames
Mittel zur Inflationsbegrenzung. Nur ein Geldsystem, das dem
Geldangebot objektive Grenzen setzt, kann vor einer galoppierenden
Inflation schützen. ... Die Methode der Begrenzung muß
gesetzlich festgelegt werden.

   Die Notstandsatmosphäre untergräbt die US-Verfassung

Viele Hindernisse, denen die monetären Eroberer gegenüberstanden,
wurden unter dem Deckmantel »Kriegsnotstandsmaßnahmen« aus
dem Weg geräumt....Politische Befugnisse übertrug man gegen die
Verfassung an die Börsianer von der Wall Street,


406   Das Federal Reserve System destabilisiert das amerikanische Geldsystem

 

Mit Paul Warburg befaßte sich ein Geheimdienstbericht der USMarine
vom 12. Dezember 1918: »Warburg, Paul, New York City.
Deutscher. US-Staatsbürgerschaft 1911, vom Kaiser ausgezeichnet
1912, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Federal Reserve
Board
wegte große Geldsummen, die Deutschland an Lenin und
Trotzki lieferte. Sein Bruder ist Chef des deutschen Spionagedienstes.«11

Die Bank of England diktiert die amerikanische Geldpolitik in den zwanziger Jahren
Die Großhandelspreise, die im Mai 1920 einen Höchststand
erreicht hatten, fielen bis Juni 1921 um 56%;
...
Diese Entwicklung stürzte die amerikanischen Farmer in eine Finanzkrise,
von der sie sich nicht wieder erholten.


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 407



   Englands Goldstandard verursacht das Spekulationsfieber der zwanziger Jahre

Die Anhörungen im Jahre 1928 vor dem US-Kongreß zum Thema
»Stabilisierung« bestätigten die Vermutung, daß die Politik des Federal
Reserve System
von Europa aus gelenkt wurde.


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 409



Mr. Steagall: »Ist es wahr, daß durch dieses Vorgehen die europäischen
Währungen stabilisiert und der Dollar erschüttert wurde?«

Governor Miller: »Ja, diese Absicht stand dahinter.«15

Die amerikanische Währung wurde also destabilisiert, um der Bank of England bei der Erfüllung ihrer Goldzahlungsverpflichtungen an
Frankreich zu helfen.

Wie es zum Börsenkrach kam

   Ausweitung der Kredite

1929 besaß 1% der amerikanischen Bevölkerung 36,3% des gesamten
Vermögens des Landes – ein neuer Rekord.


410   Wie es zum Börsenkrach kam



Ein wesentlicher
Teil des Geldes wurde in Finanzpapiere, die Börse und in die Spekulation
im Bürogebäudebau investiert.
...
Ein enormer Bauboom folgte, so daß der Index der erteilten Bauaufträge
des Federal Reserve Board von 63 im Jahre 1913 auf 122 in
1925 und 135 in 1928 anstieg. Dieser Boom äußerte sich hauptsächlich
im Bau von Bürohochhäusern und teuren Apartmenthäusern, ... Die
Elendsviertel verschwanden also nicht, sondern breiteten sich immer
mehr aus.16

   Die Aktienhausse von 1929

Anfang 1929 zogen sich die besser informierten Bankiers aus dem
Aktienmarkt zurück.

20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 411



   Die Bankiers werden vor »Spekulation« gewarnt

Am 6. Februar 1929, vier Tage nach der Warnung an die zwölf Federal
Reserve Banks
, wies der Federal Reserve Board die Mitgliedbanken des
Federal Reserve System darauf hin, daß es nicht ihre Aufgabe sei, Aktienmarktspekulationen
durch Lombardkredite zu finanzieren.

   Benjamin Strong war bereit

Aus Strongs Korrespondenz vom August 1928...: »Allein
die Existenz des Federal Reserve System ist ein Schutz gegen jede Katastrophe,
die durch die Geldkurse verursacht werden könnte. ... Wir


412   Wie es zum Börsenkrach kam


haben die Macht, auf solche Notfälle zu reagieren, indem wir die
Straßen sofort mit Geld überfluten.ds*)

Warburg warnt vor dem »endgültigen Zusammenbruch«

Der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt

Während Eingeweihte wie Warburg davor warnten, daß es bereits im
Februar und März 1929 zum »endgültigen Zusammenbruch« kommen
könnte, gingen die Geschäfte auf dem Aktienmarkt munter weiter
...
Die Federal Reserve Bank in New York brachte das Faß
schließlich zum Überlaufen, als sie den Diskontsatz am 6. August
1929 auf 6% anhob.

In der Geschichte der Banken kam es mehrmals in einem August
zu Kurszusammenbrüchen infolge einer historischen Aktienhausse:

---------------------------------------------------------------------
ds*) Sein Namensväter Bernanke hat die gleiche Methode, er will zwar nicht überfluten aber von einem Hubschrauben abwerfen . Man sieht, dass die Betrugsmaschen des Federal Reserve Systems gar nicht geändert wurden, die Exekutive macht auch diesmal mit, die Korruption der Exekutive ist offenischtlich unveränderbar.

20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 413


Zum Beispiel platzte die Südsee-Spekulationsblase im August 1720,
kam es zu einer Panik im August 1873 und zu einem Börsenkrach im
August 1987.

Der Börsenkrach

Der große Krach von 1929 ... Seine Folgen sollten über Leben
und Tod von Hunderttausenden, ja letztlich von 60 Millionen Menschen
entscheiden, da ja der Zweite Weltkrieg mit der Weltwirtschaftskrise
in einem ursächlichen Zusammenhang steht.
...
Nur China, das nicht den Goldstandard, sondern eine Silberwährung
hatte, blieb weitgehend verschont.
...
der »Kapitalismus« – jedenfalls in
seiner US-amerikanischen Ausprägung – von Grund auf gescheitert
war. Diese Lehre der Geschichte gerät gegenwärtig zunehmend in
Vergessenheit;


414   Die große Depression – eine drastische Verringerung der Geldmenge



   Bernard Baruch gibt Roosevelt einen kläglichen Rat

Bernard Baruch riet Präsident Roosevelt, »den Haushalt auszugleichen
und den Dingen ihren Lauf zu lassen.


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 415



Einige Kongreßabgeordnete verstehen, worum es geht


416   Die große Depression — eine drastische Verringerung der Geldmenge

 
   »An einer Schnur geschoben?«

Die Bankiers versuchten also nicht, Kredite zu gewähren, und
kündigten bestehende gute Kredite.


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 417



   Die Bankiers tragen nicht zum Ende der Depression bei

   Amerika folgt Adam Smith ins Unglück

Besonders


418   Die große Depression— eine drastische Verringerung der Geldmenge


schädlich war Smith' Rat, den Staat wie den Haushalt einer Privatperson
oder eines Geschäftsinhabers zu führen.

20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 419



   Finanzielle Verluste der Wirtschaftskrise

Die Verluste der Deponenten der 9000 amerikanischen Banken, die
ihre Geschäfte in den 4 Jahren von 1930 bis 1933 aussetzten, beliefen
sich auf $ 2,5 Milliarden. ... Die Wertminderung
aller Stammaktien betrug ungefähr $ 85 Milliarden.

   Die Zerstörung

Unter dem Federal Reserve System gingen in weniger als zwanzig Jahren
5096 Banken bankrott; 88% davon mit einem Kapital von unter $
100000, 94% im Süden, mittleren Osten und im Westen. Die ganze
Nation wurde mit ins Verderben gerissen:27


420   Von Hoover zu Roosevelt — ein markanter Regierungswechsel

 
Wirtschaftsindikatoren 1929
1933
Bemerkungen ds*)
Volkseinkommen
Industrieproduktion
Dow Jones Industrial
Average

Index der Großhandelspreise
$ 87,8 Milliarden $
110 Milliarden 381.17
(Höchststand im
September)
95.3
$ 42,5 Milliarden $
58 Milliarden
41.22 (Tiefststand
im Juli)
64.8
weniger als die Hälfte



Arbeitslosigkeit 3,5 Millionen 15 Millionen 4 fach

Ende 1934 erhielten, Schätzungen zufolge, 5 Millionen Haushalte,
also etwa 18 Millionen Bürger, Sozialhilfe.

----------------------------------------------------------------------
ds*) Die Spalte Bemerkungen im Original nicht vorhanden, erstellt von den Bloger.


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 421



McFadden klagt das Federal Reserve System wegen Verrats an.

Am 23. Mai 1933 legte der Kongreßabgeordnete Louis T. McFadden,
der Vorsitzende des parlamentarischen Banken- und Währungsausschusses,
dem Kongreß eine Amtsenthebungsklage gegen den Federal
Reserve Board of Governors

...
seine Abgeordnetenkollegen leiteten eine
Verleumdungskampagne gegen ihn ein, in der sie behaupteten, er habe
seinen Verstand verloren.
Die Bankenreform von 1933 bis 1935

In nur 20 Jahren hatte das Federal Reserve System die amerikanische
Wirtschaft ruiniert.


422   Die Bankenreform von 1933 bis 1935



– 1934 wurde die Federal Deposit Insurance Company, eine Bundeseinlagenversicherung,
gegründet, die Einlagen bis zu maximal
$ 2500 versicherte. Dieser Schritt revolutionierte das Bankensystem,
da die Deponenten von nun an über eine Garantie von
außerhalb des Bankensystems verfügten.

   Änderungen im Goldstandard

Die Bürger konnten Goldmünzen oder sogenannte gold certificates im Wert
von $ 100 pro Person behalten, mußten aber alles übrige Gold gegen
Federal-Reserve-Noten eintauschen.


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 423


   Der Social SecurityAct

Die Finanzeliten der USA haben kürzlich mit der Demontage der sozialen
Versicherungssysteme begonnen, indem sie die Amerikaner da -
von überzeugten, daß davon nichts mehr vorhanden sein werde,
wenn sie das Rentenalter erreichen. ds*)

-----------------------------------------------------------------------------
ds*) wenn man berücksichtigt, wie das deutsche Rentensystem von dieser Elite geplünder wurde und wird, ist die Vision, dass "nichts mehr vorhanden sein werde" gar nicht falsch.


424   Die Bankenreform von 1933 bis 1935


   Ein weiterer Querschuß des Federal Reserve System

Als sich dann ein allmählicher Aufschwung abzeichnete, versuchte
der Board of Governors des Federal Reserve System ein letztes Mal, die
Entwicklung zu behindern, und verdoppelte zwischen 1936 und 1937
die Mindestreservevorschriften. Dadurch wurde der Aufschwung vorzeitig
abgebrochen und die Geldversorgung lahmgelegt. Dies zeigt,
daß die Bankiers nach wie vor das Geldsystem beherrschten. ds*)
...
Die Finanzierung des Zweiten Weltkrieges

Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg in Europa begann«29
...
Da sie wußten, daß bei einer Ausweitung der Geldmenge das Geld
hauptsächlich in die Zerstörung fließen würde, öffneten die Finanziers
die Tore der Geldschöpfung:

------------------------------------------------------------------------
ds*) und sabotieren, der weitere Vortrag zeigt, dass nur die Zerstörung ist für sie von Interesse, Bemerkung der Blogger.


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 425



Versuche, das moralische Ansehen des Kapitalismus wiederherzustellen

Ethisch betrachtet, waren die zwanziger Jahre nicht nur eine Zeit der
hemmungslosen Spekulation, sondern auch der Politik des freien
Marktes, der Herabsetzung der Regierung und des blinden Vertrauens
in den Nutzen des Laisser-faire-Kapitalismus und der Märkte für
die Menschheit. Der Börsenkrach und die Depression setzten dieser
Entwicklung ein jähes Ende.


426   Versuche, das moralische Ansehen des »Kapitalismus« wiederherzustellen



Die anglikanische Kirche zieht der Bank of England die Giftzähne


20 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM RUINIERT AMERIKA 427



»das System hat
sich anormal entwickelt und dazu geführt – wie so oft, wenn eine
anormale Entwicklung über einen langen Zeitraum hinweg andauert
–, daß etwas zum Herr wird, das Diener sein sollte.«

The Reverend William Temple
Erzbischof von Canterbury
London, 26. September 1942 32

Die Bank of England wurde 1946 verstaatlicht. Die katholische Kircheds*)
und andere Kirchen könnten aus diesem mutigen Schritt ihrer jüngeren
Cousine eine Menge lernen.

---------------------------------------------------------------------------
ds*)  Die katholische Kirche hat gerade das Gegenteil bewiesen, sie hat den Zinsverbot abgeschafft. Bemerkung der Blogger.






Kapitel 1 - 4
Kapitel 5 - 8
Kapitel 9 - 11
Kapitel 12 - 20
Kapitel 21 - 22



Auswahl der Zitate:  Johannes-Paul Wucherer jr.  und  Benedikt Zinser jr. 21.07.2011, aktualisiert  von Benedikt Zinser jr . am 7.08.2011  

Die Hauptthese des Buches ist:

Die Lehre vom Geld wird nicht nur den Menschen vorenthalten sonder auch verfälscht. Die Erkentnisse des Altertums (Aritothelses) und des Mittelalters (Scholastik)
über das Geld wurden unter dicke Schicht der  Fälschung wie von Adam Smith begraben.